glossar P(sychologie)

Abwehrmechanismen: gemäß psychoanalytischer Theorie schützt sich das Ich vor Ängsten, in dem es die Realität verzerrt oder leugnet. 

 

Affekt: Gemütsregung, die durch äußere oder innere (psychische) Vorgänge ausgelöst wird.

 

Affektive Störungen: psychische Auffälligkeit, die sich durch extreme Emotionen zeigt (Manie, bi-polare Störung, Major Depression).

 

Akkomodation: Änderung bisherigen Schemas (Selbstbildes), um neue Informationen zulassen und integrieren zu können.

 

Aktives Zuhören: Bewusstes und empathisches Zuhören, bei dem man dem Gegenüber mitteilt, was man von dem Gesagten verstanden hat. Merkmal der klientenzentrierten Therapie nach Carl Rogers.

 

Allgemeines Adaptionssyndrom: Nach Hans Selye reagieren Menschen körperlich in drei Phasen auf Stress: Alarmbereitschaft, Widerstand, Erschöpfung.

 

Angewandte Forschung: wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit der Lösung konkreter Probleme befassen.

 

Anlage-Umwelt-Debatte: Kontroverse darüber, wie groß der Einfluss der Gene bzw. des Lernens und Erfahrens auf die Ausbildung psychischer Merkmale und Verhaltensweisen ist.

 

Anorexia nervosa: Essstörung, bei der zwanghaft strenge Diät zu deutlichem Untergewicht führt.

 

Anpassungsniveau: Nach der Theorie von Harry Helson das durch unsere Vorerfahrungen geprägte Bezugssystem, von dem ausgehend wir Urteile z.B. über Situationen, Verhalten von Menschen und Sinneseindrücke fällen.

 

ANS: Autonomes (vegetatives) Nervensystem (siehe dort)

 

Anxiolytika: Medikamente gegen Ängstlichkeit und Erregungszustände

 

Attribution: Zuschreiben von Ursachen für (erfolgreiche oder erfolglose) Handlungen

 

Attributionstheorie: laut dieser erklären wir das Verhalten eines Menschen anhand der Situation oder seiner Veranlagung erklären.

 

Autonomes Nervensystem: Teil des peripheren Nervensystems, der die Drüsen und Muskeln der Körperorgane (z. B. des Herzens) kontrolliert. Der sympathische Teil sorgt für Erregung, der parasympathische für Beruhigung.

 

Autoritativer Führungsstil: es werden Anforderungen an Angestellte oder Kinder gestellt und das Einhalten von Regeln gefordert. Anders als beim autoritären Führungsstil wird das Gegenüber in seinen Bedürfnissen ernst genommen und als ernstzunehmender Gesprächspartner betrachtet.

 

Bedürfnishierarchie: auch „maslowsche Pyramide“, der zufolge erst die physischen Bedürfnisse eines Menschen erfüllt sein müssen, bevor Bedürfnisse nach Sicherheit, Liebe oder spirituellem Sinn in den Fokus geraten.

 

Behaviorismus: Sichtweise auf Psychologie als a) objektive Wissenschaft, die b) das Verhalten von Menschen ohne Bezugnahme auf mentale Prozesse untersucht.

 

Bestätigungstendenz/Bestätigungsfehler: Neigung, die Informationen auszuwählen, die zur eigenen Meinung passen, und die auszublenden, die diese Meinung in Frage stellen.

 

Bias: kognitive (also gedankliche) Verzerrung beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Handeln durch Vorurteile, fehlerhafte unhinterfragte Überzeugungen.

 

Biopsychosozialer Ansatz: berücksichtigt biologische, psychologische und soziokulturelle Analyseebenen.

 

Bottom-up-Verarbeitung: beginnt mit der sinnlichen Wahrnehmung und endet mit der integrierenden Einordnung der sensorischen Reize durch das Gehirn.

 

Coping/Coping-Strategie: Umgang mit einer schwierigen Situation, Bewältigungsstrategie

 

Déjà-vu: französisch für „schon gesehen“, die Wahrnehmung etwas schon mal genau so erlebt bzw. gesehen zu haben

 

Dissoziation: Wahrnehmungszustand, in dem Gedanken, Gefühle und Handlungen getrennt (lateinisch dissociatus) erscheinen

Unterschiedliche Schweregrade der (oft als Traumareaktion einsetzenden) Entfremdung, die bis zum Persönlichkeitsverlust gehen kann. 

Dissoziative Bewusstseinsstörungen/Konversionsstörungen: schwerwiegendere Formen des „Abgespaltenseins“ von Gefühlen, Gedanken, Erinnerungen, Körperempfindungen und/oder Ichgefühl.

 

Dissoziative Identitätsstörung: früher „multiple Persönlichkeit“, schwerweigende und seltene Störung, bei der eine Person mindestens zwei klar unterscheidbare Persönlichkeiten präsentiert

 

Doppelblindversuch: experimentelles Vorgehen, bei dem weder Versuchsteilnehmer*innen noch Mitarbeiter*innen der Versuchsleitung wissen, ob die Teilnehmer*innen ein Placebo oder ein reguläres Medikament/eine reguläre Behandlung erhalten

 

DSM: Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen, das von der American Psychiatric Association herausgegeben und regelmäßig aktualisiert wird

 

Early-Starter-Modell: These, die besagt, dass die meisten straffälligen, antisozialen Jugendlichen aufgrund negativer Familienerfahrungen schon im Vorschulalter verhaltensauffällig gewesen sind (siehe Eden Lake).

 

Eigengruppenverzerrung: Tendenz, die eigene Gruppe anderen vorzuziehen und sie als besser zu bewerten

 

Einzelfallstudie: ein Individuum wird ausdauernd und intensiv beobachtet, um anhand des Einzelfalls allgemeinere Erkenntnisse zu gewinnen.

Embodied Cognition/Embodiment: in der psychologischen Wissenschaft der Einfluss von körperlichen Empfindungen, Gesten und anderen Zuständen auf Vorlieben und Urteile.

 

Emotion: vom lateinischen Wort für Bewegung, beinhaltet sowohl körperliche Erregung als auch Ausdrucksverhalten und bewusste Erfahrung eines Zustands

 

Emotionsfokussierte Bewältigung: Therapieansatz, bei dem Stress verringert werden soll, indem Stressoren gemieden bzw. ignoriert werden und die Aufmerksamkeit auf die eigenen Bedürfnisse gerichtet werden, die sich in der Stressreaktion zeigen.

 

Entwicklungspsychologie: Teilgebiet der Psychologie, das sich mit den während der Lebensspanne auftretenden Veränderungen vor allem in Bezug auf Erleben und Verhalten befasst

 

Epigenetik: von altgriechisch „epi“ für dazu, außerdem, Forschungsgebiet, das untersucht, wie Umweltfaktoren die Aktivitäten von Genen beeinflussen.

 

Erlernte Hilflosigkeit: von Menschen und Tieren gelernte Neigung zu resignierter Passivität, wenn sie wiederholt nichts gegen unangenehme Erlebnisse ausrichten können

 

Es: Laut Sigmund Freud der Teil der Persönlichkeit, der nach Lustbefriedigung strebt, und vor allem sexuelle und aggressive Antriebe kennt, die dem „Ich“ in der Regel nicht bewusst sind.

 

ESP: extrasensory perception, zu Deutsch „außersinnliche Wahrnehmung“, also zum Beispiel Telepathie und Hellsehen.

Evolutionspsychologie/evolutionäre Psychologie: Forschungszweig, der versucht, das Erleben und Verhalten des Menschen mit Erkenntnissen über die Evolutionsgeschichte zu erklären.

 

Expositionstherapie: Die Expositionstherapie setzt die Patientin unter kontrollierten Bedingungen und nach einer als angemessen betrachteten therapeutischen Vorbereitung einem problematischen Reiz (Trigger) aus. Durch das (wiederholte) Erlebnis, dass zum Beispiel eine Spinne harmlos ist, kann der Auslöserreiz seinen negativen Einfluss verlieren.

 

Fixierung: Gemäß der Psychoanalyse Freuds das Festhalten (Fixieren) der Libido an Triebzielen und Triebobjekten aus der Kindheit. Erwachsene können noch auf solche infantilen/unreifen Formen fixiert sein, wenn diese in den frühen Entwicklungsphasen nicht hinreichend befriedigt wurden bzw. wenn im Erwachsenenalter keine sexuelle Befriedigung erreicht werden kann. So kann ein Mann in die „orale Phase“ zurückfallen oder in ihr steckengeblieben sein und sich mit Schokolade oder Zigaretten „befriedigen“, oder eine Frau in die „anale Phase“, was zu Zwangsgedanken und starker Ordnungsliebe führen kann.

 

Flow: Laut dem Glücksforscher Mihály Csikszentmihályi das restlose Aufgehen in einer Tätigkeit, ein beglückendes Gefühl völliger Vertiefung, in der keine Konflikte zwischen verschiedenen Bedürfnissen wahrgenommen werden können.

 

Framing(-Effekt): Ich kann die gleiche Botschaft unterschiedlich darstellen, also sie in verschiedenen Rahmen (Frames) präsentieren. Dadurch wirkt sie jeweils anders auf den Empfänger der Botschaft. Politische Parteien, Unternehmen, Propagandamedien, aber auch Sekten und Privatpersonen nutzen Framing, um andere Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen.

 

Frustrations-Aggressions-Hypothese: besagt, dass Frustration zu Aggressionen führt und sich Aggressionen generell auf Frustrationen als wichtig wahrgenommener Bedürfnisse zurückführen lassen.

 

Gegenkonditionierung: Verfahren der behavioristischen Lerntheorie, bei dem unerwünschtes Verhalten nicht „bestätigt“ und erwünschtes Verhalten bekräftigt wird

 

Generalisierte Angststörung: Psychische Störung aus der Gruppe der Angststörungen. Betroffene leiden an anhaltender Angst und Besorgnis, ohne dass dafür greifbare Ursachen vorliegen.

 

Gerechte-Welt-Glaube: Damit wird eine generalisierte Erwartung bezeichnet, dass es in der Welt gerecht zugeht und jeder Mensch bekommt, was er verdient. So kann man denken, dass Millionäre besonders fleißig gewesen sind und sich Obdachlose besonders stark gehen lassen. Der Gerechte-Welt-Glaube dient vor allem der eigenen Versicherung, dass einem nichts Schlechtes passieren kann, weil man doch ein guter Mensch ist.

 

Habituation: Gewöhnungseffekt. Menschen können gegen wiederholt empfangene Reize abstumpfen

 

Hawthorne-Effekt: Kann gerade bei gruppenbasierten Studien auftreten. Probanden ändern ihr natürliches Verhalten, weil sie unter Beobachtung stehen. Die Ergebnisse der Studien verlieren so an Aussagekraft.

 

Hindsightbias: Rückschaufehler. Nachdem ein Ereignis eingetreten ist, kann man dazu neigen, seine Vorhersehbarkeit zu überschätzen.

 

Ich: Generell das Bewusstsein eine von anderen unterscheidbare Person zu sein, sowie eben diese Person. In der klassischen Psychoanalyse eine der drei Instanzen des Selbst, das aus Es, Ich und Überich bestehen soll.

 

Internalisierung: In den Sozialwissenschaften das Verinnerlichen sozialer Normen, Rollen und Erwartungen.

 

Katharsis: psychologische Hypothese, der zu Folge das Ausleben innerer Konflikte und unterdrückter Emotionen zu einer (vorübergehenden) Verminderung der Konflikte und Gefühle führt. Manche Wissenschaftler*innen glauben, dass Horrorfilme eine katharische (reinigende) Wirkung auf die Zuschauer*innen haben.

 

Klassische Konditionierung: Dieser behavioristischen Lerntheorie zufolge kann neben den angeborenen Reaktionen eines Lebewesens auch eine „bedingte Reaktion“ im späteren Leben gelernt werden. Bekannt ist der pawlowsche Hund. Immer wenn er gefüttert wird, erklingt ein Glöckchen. Nach einer Weile muss man nur das Glöckchen erklingen lassen und beim Hund setzt der Speichelfluss ein, der sonst erst durch das Hinstellen des Futters ausgelöst wurde.

 

Klinische Psychologie: Teilgebiet der angewandten Psychologie. Befasst sich mit der wissenschaftlichen Erforschung von außergewöhnlichen psychischen Zuständen und Störungen.

 

Kognitive Dissonanz: Kognitionen (vom lateinischen Wort für „erkennen“) sind mentale Zustände, die mit einer Bewertung verbunden sind. Dazu zählen Gedanken, Meinungen, Wahrnehmungen, Absichten. Kognitive Dissonanz ist der unangenehme Zustand, der sich bei unvereinbaren Kognitionen einstellt. Zum Beispiel: Man hat sich gewaltig angestrengt und erreicht es nicht. Die Dissonanz entsteht dann zwischen der Überzeugung, dass Mühe belohnt wird und der Wahrnehmung, dass das in diesem Fall nicht so ist.

 

Kognitive Therapie: Eine Form der Verhaltenstherapie, bei der die Selbstbeobachtung geschult wird. Das Ziel ist, verzerrende Gedanken rechtzeitig erkennen und ihnen gegensteuern zu können, um beispielsweise depressive Denkschleifen zu stoppen.

 

Lobotomie: neurochirurgische Hirnoperation, um dauerhaft Schmerzen oder die Symptome psychischer Krankheiten (vor allem von Psychosen) auszuschalten. Der Eingriff bewirkt eine Persönlichkeitsänderung mit starkem Verlust an Antrieb und Emotionalität und ist nicht rückgängig zu machen. Die Operation wurde bis weit in die 1950er Jahre bei Menschen mit psychischen Krankheiten durchgeführt. Der Begründer des Verfahrens erhielt dafür 1949 den Nobelpreis für Medizin. Allein in den USA sollen bis 1951 rund 20.000 Lobotomien durchgeführt worden sein.

 

Major Depression: eine schwere depressive (auch wiederkehrende) Episode, die zum Krankheitsbild der Depression gehört und unipolar ist, also anders als die bipolaren Störungen nicht zwischen Depression und Manie wechselt

 

Manie: episodenhaft auftretende affektive Störung, in der Stimmung, Antrieb und Aktivität deutlich gesteigert sind. In einer Manie trauen sich Menschen oft sehr viel zu und neigen zu extrem impulsivem Verhalten.  Das kann zum Beispiel zum verschwenderischen Ausgeben sehr großer Geldsummen führen oder zu starker sexueller Enthemmung, Realitätsverlust und Größenwahn.

 

Multiple Persönlichkeit: Heute eher dissoziative Identitätsstörung. Gerne für fragwürdige Gruseleffekte in Filmen und Geschichten genutzte Störung, bei der Menschen verschiedene voneinander unabhängige Persönlichkeiten abwechselnd zur Schau stellen können, die im gesamten psychischen System verschiedene Rollen übernehmen (können). Zum Beispiel den achtsamen Wächter, das kleine, unschuldige Kind, die verführerische femme fatale usw. Die verschiedenen Persönlichkeitszustände wechseln sich spontan ab, nicht immer kann sich der Betroffene im einen Zustand an die anderen erinnern.

 

Narzissmus: Umgangssprachlich bezeichnet man so in der Regel auffällige Selbstverliebtheit, Großkotzigkeit und den starken Wunsch, bewundert zu werden. Mit „narzisstische Persönlichkeitsstörung“ bezeichnen manche Psycholog*innen ein dauerhaftes Krankheitsbild, dessen Betroffene vor allem ein großes Verlangen nach Anerkennung, übersteigerte Selbstbilder und wenig Empathie mit anderen haben. Diese Menschen neigen zu einer grandiosen Vorstellung von sich selbst, die ständig bestätigt werden muss. Die Kehrseite ist das (meist abgewehrte oder auf andere projizierte) Gefühl, der letzte Dreck zu sein. Das Problembewusstsein bei dieser komplexen Störung, zu der es eine Reihe an Thesen und Subtypen gibt, ist fast immer nicht existent. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein narzisstischer Charakter bei einer Therapie anmeldet, ist deutlich geringer, als dass das Menschen aus seinem Umfeld tun.

 

Neurose: In der psychologischen Forschung veralteter Begriff, der ursprünglich funktionelle Nervenkrankheiten ohne organische Ursache meinte. Bei Freud beschrieb der Begriff eine psychisch bedingte Verhaltensstörung, der ein innerseelischer oder äußerer Konflikt zugrunde liegt. Damit konnte starke Empfindlichkeiten und Ängste, aber auch Zwänge wie der Waschzwang gemeint sein. Da der Begriff ungenau und wertend ist, wird er heute selten benutzt.

 

Objektpermanenz: Laut dem Schweizer Entwicklungspsychologen Jean Piaget die Fähigkeit, zu wissen, dass ein Objekt oder eine Person auch dann noch weiter existiert, wenn ich sie nicht mehr wahrnehmen kann. Laut Piaget wird sie im „sensomotorischen Stadium“ erlernt, also im Alter zwischen 0 und 2 Jahren.

 

Ödipuskomplex/Ödipuskonflikt: Zentrales psychoanalytisches Erklärungsmodell, mit dem ursprünglich die konflikthafte Liebe eines kleinen Jungen zu seiner Mutter gemeint ist, die sich in Rivalität zum Vater sieht und die Mutter ganz für sich will. Überwunden wird diese Phase durch das Durcharbeiten von Wut und Trauer und schließlich die positive Identifikation mit dem Vater und dem Anerkennen der Eltern als Liebespaar (siehe Psycho bis Psycho III. Heute versteht man darunter allgemeiner die Liebes-, Hass- und Schuldgefühle, die Kinder gegenüber ihrem nahen Umfeld entwickeln.

 

Operante Konditionierung: auch „Lernen am Erfolg“. Erwünschtes Verhalten wird durch Belohnung verstärkt, unerwünschtes durch Bestrafung vermindert. Anders als bei der klassischen Konditionierung geht es dabei nicht um einen spontanen, unbewussten Reiz wie den Speichelfluss des „pawlowschen Hundes“.

 

Panikattacke/Panikstörung: körperliche und psychische Alarmreaktion ohne konkret bedrohlichen Anlass mit Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Zittern, Schwitzen, Hyperventilation. Oft auch Gefühl, das Herz könnte stehenbleiben. Nicht immer von einem Herzinfarkt zu unterscheiden. In der Regel handelt es sich um automatisierte emotionale/gedankliche Fehlinterpretationen körperlicher Wahrnehumgen, die sich zu einer Angstspirale verstärken können.

 

Parapsychologie: Ein Forschungszweig, der sich psychischen Fähigkeiten widmet, die jenseits der üblicherweise erforschten Befinden, zum Beispiel Gedankenübertragung, Hellsehen, Klarträume, aber auch Kontakt mit Verstorbenen oder Telekinese (das Bewegen von Objekten durch den Geist). Während in Horrorfilmen Parapsychologie häufig eine Rolle spielt, fristet sie in der modernen psychologischen Forschung eine eher belächelte Randexistenz.

 

Persönlichkeitsstörung: Klasse von psychischen Störungen, bei denen bestimmte eher hinderliche Einstellungen und Verhaltensweisen dauerhaft stark ausgeprägt sind. Bekannter sind die narzisstische Persönlichkeitsstörung, die zwanghafte Persönlichkeitsstörung oder passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung. Zunehmend wird allerdings von Psycholog*innen hinterfragt, ob diese Raster nicht zu grob sind.

 

Phobie: Angststörung, also starke, teils lebenseinschränkende Angst vor oft ungefährlichen Dingen. Neben Angst vor Spinnen, Hunden, Katzen, zählen auch etwa ausgeprägte Flugangst, starke Höhenangst, oder Angst vor Menschenmengen und öffentlichen Plätzen (Agoraphobie) zu den Phobien.

 

Positive Psychologie: fokussiert sich nicht auf die Defizite und Störungen des Menschen, sondern die positiven Aspekte des Menschseins wie Freude, Geborgenheit, Vertrauen, Solidarität. Wichtigster Vertreter Martin Seligman, geboren 1942.

 

Posthypnotische Suggestionen: Die hypnotisierte Person hat während des Trancezustands der Hypnose einen "Auftrag" bekommen, den sie erst danach, also im posthypnotischen Zustand in Angriff nimmt. Im Wörterbuch der Psychotherapie von Stumm und Pritz findet sich unter dem Schlagwort der Satz: „Oft ist es therapeutisch sinnvoll, posthypnotische Suggestionen mit Amnesie zu koppeln, um störende antizipatorische Prozesse zu vermeiden.

 

Posttraumatische Belastungsstörung: In neueren Horrorfilmen beliebte Belastung, die sich nach einem (nicht verarbeiteten) traumatischen Erlebnis in Form von ständiger Anspannung, Flashbacks (ungewollte, plastische Erinnerungen an das trauamtische Erlebnis), erhöhte Reizbarkeit, Depressionsneigung, aber auch in emotionaler Taubheit ausdrücken können. Erstmals konkret erforscht und so benannt bei der Untersuchung von Vetreanen aus dem Vietnamkrieg.

 

Psychose: Zustand mit optischen und/oder akustischen Halluzinationen, verzerrter Realitätswahrnehmung und häufig entfallender Trennung von innerem und äußerem Erleben. Wahnvorstellungen und schwerwiegende Denkstörungen kennzeichnen eine Psychose.

 

Psychosexuell: Von Freud geprägter Begriff, der ausdrücken soll, dass sich ein großer Teil des Trieblebens in der Psyche des Menschen abspielt, oft auch unbewusst.

 

Psychosomatisch: Erkrankungen und körperlich empfundene Unannehmlichkeiten, die sich nicht (vollständig) körperlich erklären lassen. Da Emotionen, Geist und Körper generell zusammenhängen, sollte man den Begriff vor allem dann verwenden, wenn sich psychische Leiden körperlich ausdrücken, was natürlich nicht immer leicht zu diagnostizieren ist.

 

Resilienz: Bedeutet Widerstandsfähigkeit und meint in der Psychologie das Phänomen, das manche Menschen auch unter schwierigen Kindheitsbedingungen und nach traumatischen Erlebnissen keine psychischen Störungen entwickeln. Allerdings scheinen manche Beobachtungen zu optimistisch zu sein, da schlecht behandelte Kinder oft resilient wirken und psychische Störungen erst im Erwachsenenalter auftreten können.

 

Reziproker Determinismus: Nach Bandura die Wechselbeziehung zwischen Kindern und ihrer Umwelt. Demnach werden Kinder nicht nur durch ihr Umfeld beeinflusst, sondern beeinflussen es auch.

 

Schizophrenie: Umstrittener Begriff für ein komplexes Krankheitsbild, zu dem wiederkehrende Psychosen, sowie eine Positiv- und Negativsymptomatik gehören. Erstere ist die psychotische, oft energiegesteigerte Phase, zweitere eine gedämpfte, depressive Phase des sozialen Rückzugs. Beides muss nicht in der Reinform auftreten. Mit einer „gespaltenen Persönlichkeit“ im Sinne einer multiplen Persönlichkeitsstörung hat „Schizophrenie“ in der Regel nichts zu tun, auch wenn es eine Komorbidität geben kann (also beide Krankheitsbilder bei einem Menschen).

 

Selbst: Im Selbst vermuten moderne psychologische Ansätze das Zentrum der Persönlichkeit, das unsere Gedanken, Gefühle und körperlichen Wahrnehmungen einordnet.

 

Selbstkonzept: Zusammenfassung von Selbstbild und Idealbild. Das Selbstbild („so bin ich“) eines Menschen orientiert sich in der Regel an einem Idealbild („so soll oder will ich sein“). Urteile anderer fließen in das Selbstkonzept ein. Bei manchen psychischen Krankheiten (zum Beispiel während Psychosen) kann das generell stabile Selbstkonzept ins Wanken geraten.

 

Spotlight-Effekt: Phänomen der Sozialpsychologie, dem zu Folge Menschen überschätzen, wie stark die Aufmerksamkeit anderer (positiv oder negativ) auf sie gerichtet ist

 

Stress: körperlich, emotional und/oder geistig empfundene Reaktion auf Belastung, Druck, beanspruchung. Beim positiv erlebten Eustress wirkt die Beanspruchung stimulierend. Beim negativ erlebten (und somatisch langfristig scädlichen) Distress wird die Beanspruchung als Überforderung und häufig auch als angstauslösend erlebt. Subjektive Wahrnehmungen können beim persönlichen Stresserleben eine bedeutende Rolle spielen.

 

Top-Down-Verarbeitung:  Im Gegensatz zur Bottom-Up-Verarbeitung wird hier eingehende Information vom Individuum druch bereits im Gedächtnis vorhandene Informationen beeinflusst. Man spricht auch von einem "begriffgesteuerten Prozess". Wer zum Beispiel einen Straßennamen auf einer Karte sucht, befindet sich in einem Top-Down-Prozess. Wer einen Kälteschauer verspürt und sich erst dann erklärt, in einem Bottom-Upr-Prozess.

 

Über-Ich: Nach Freuds Strukturmodell der Psyche ist das Über-ich die Instanz, die elterliche und gesellschaftliche Gebote und Verbote verinnerlicht hat. Kritische Selbstbeobachtung, Gewissen und Ideale sind wichtige Funktionen dieser Instanz.

Urvertrauen: Von dem Psychologanalytiker E.H. Erikson eingeführter Begriff, der eine stabile positive Einstellung gegenüber anderen Menschen und dem Leben an sich, die in den ersten Lebensmonaten erworben wird und in dieser Zeit natürlich auch beschädigt werden kann.

 

Verdrängung: gemäß psychoanalytischer Theorie ein Abwehrmechanismus, der innerseelische oder zwischenmenschliche Konflikte reguliert, indem tabuierte oder bedrohliche Sachverhalte oder Vorstellungen von der bewussten Wahrnehmung ferngehalten werden. Eine interessante Frage ist, wie bewusst man Verdrängen kann.

 

Verhaltenstherapie: In dieser Therapieform spielen die Lebensgeschichte und unbewussten Konflikte der Patientin nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen werden gegenwärtige Verhaltensweisen und Einstellungen untersucht und bei Bedarf so verändert, dass der Leidensdruck nachlässt oder ganz verschwindet. Anders als beispielsweise eine Psychoanalyse sind Verhaltenstherapien oft auf ein klares Ziel hin fokussiert, zeitlich begrenzt und von den Krankenkassen besonders geschätzt.

 

Widerstand: In Psychotherapien gebräuchlicher Begriff für die psychische Abwehr des Patienten gegen die Bewusstmachung innerer Motive, Bedürfnisse und Konflikte

 

Xenophobie: Fremdenangst (siehe Alien)

 

Zwangsstörung: Bei einer solchen Störung verspürt man den starken Drang, Dinge zu tun, zu denken oder zu sagen, die man selbst (zumindest zu Beginn des Phänomens) für widersinnig oder zumindest übertrieben hält. Bekannt ist der Waschzwang, weniger bekannt sind Zwangsgedanken, die darum kreisen können, die eigenen Kinder umzubringen, was – obwohl harmlos – sehr belastend sein kann.