Gemütlicher Vampirfilm nach Stephen King
• USA 1979
• Regie: Tobe Hooper
• Laufzeit: 184 Minuten
Handlung: Der Schriftsteller Ben Mears kehrt nach Jerusalems Lot (Maine) zurück. Er will ein Buch über das Marsten-Haus schreiben, eine über der Kleinstadt aufragende Villa. Das vermeintliche Spukhaus mit seiner dunklen Vergangenheit hat die Phantasie des Autors schon als Jugendlicher entzündet. Nun trifft Mears dort auf den Antiquitätenhändler Straker, der das Anwesen für seinen Geschäftspartner Kurt Barlow gekauft hat. Bald schon kommt es zu unerklärlichen Todesfällen.
Besprechung: Dieser drei Stunden lange TV-Zweiteiler geht es gemütlich an und verwendet – wie die Romanvorlage von Stephen King – viel Zeit darauf, die Figuren der Kleinstadt in ihrem Alltagsleben zu zeigen. Hier eine kleine Rivalität, dort eine heimliche Affäre. Auch der alte Säufer, der den ganzen Tag auf einem Stuhl an der Straße sitzt, darf nicht fehlen. Wenn man dieser typischen Stephen-King-Kleinstadtatmosphäre inklusive einer nicht zu tiefen und nicht zu flachen Figurenzeichnung Freude hat, ist man hier genau richtig. Regisseur Tobe Hooper, der 1974 mit „Texas Chainsaw Massacre“ eine weitaus weniger behaglichen Film gedreht hat, beweist hier wieder einmal handwerkliches Talent und wird dabei von der ordentlichen Kameraarbeit eines Jules Brenner und dem netten Score von Harry Sukman unterstützt.
Die Horrormomente verteilen sich gerade in den ersten 90 Minuten des Fernsehfilms recht großzügig und sind aus heutiger Sicht zum Teil etwas altbacken, zum Teil aber auch immer noch erstaunlich effektiv. Ziemlich fies ist, dass der im Verborgenen operierende Vampir es vor allem auf kleine Jungen abgesehen hat. Fies ist auch sein Diener, der mit seiner selbstgefälligen Art seinen selten zu sehenden Meister an Widerwärtigkeit noch übertrifft. Die Konstellation ist auf jeden Fall für damals originell, und ein Film wie "Fright Night" (1985) dürfte mehr als nur ein bisschen Inspiration aus "Brennen mus Salem" gezogen haben.
Ben Mears – gespielt von David Soul, den viele aus Starsky and Hutch kennen dürften – hat eine ganz eigentümliche Ausstrahlung. Vermutlich galt jemand wie er Ende der 1970er als „neuer Mann“: sanft, sensibel, längere Haare, und doch auch ein ziemlicher Macker. Eine Prise Klaus Kinski macht diesen Charakter in meinen Augen leicht unangenehm, dadurch aber auch interessant. Auch die weiteren Figuren in „Brennen muss Salem“ sind nicht zu glatt, so dass sich zumindest bei mir beim Betrachten hin und wieder eine kleine emotionale Reibung einstellt. Zum Beispiel bei der lang ausgewalzten Szene, in der ein Mann dem ehebrecherischen Treiben seiner Frau auf die Schliche kommt. Insgesamt ist das aber ein gemütlicher Gruselfilm, den man sich gut Sonntagnachmittag bei einer Kanne Kakao ansehen kann.
P.S.: Die gerade in den Kinos laufende Neuverfilmung „Salem’s Lot – Brennen muss Salem“ von Gary Dauberman kommt natürlich moderner und auf 113 Minuten eingedampft daher, ist aber eine ziemliche Enttäuschung. Zwar kann er mit nostalgischem Flair und soliden Schauspielleistungen punkten, aber die Kürzung tut der Story nicht gut. Sie wirkt so beliebiger und wie ein Vorwand für ein paar harmlose Vampirgruseleien ohne Mysterium. Eine weitere Verfilmung aus dem Jahr 2004 – eine von Mikael Salomon gedrehte Miniserie – kann ich eher aber auch nicht ganz reinen Herzens empfehlen.
Trivia: Eigentlich sollte George R. Romero die Adaption des King-Stoffes übernehmen. Aber als Warner Bros. Beschlossen, einen TV-Zweiteiler drehen zu lassen, fürchtete er zu viele Einschränkungen in Sachen Gewalt und Budget und sagte ab.
Ursprünglich war tatsächlich ein Kinofilm geplant, aber zum einen fand die Produktionsfirma keinen befriedigenden Weg, die Essenz des 400-Seiten-Romans auf Spielfilmlänge runterzubrechen. Zum anderen fürchtete man Konkurrenz an den Kinokassen, denn 1979 kamen der stylishe „John Badham’s Dracula“ und Herzogs triste „Nosferatu“-Version mit Klaus Kinski (!) in die Kinos.
Warner Bros. brachte den Fernsehfilm dann aber doch noch als stark gekürzte, aber um ein paar blutige Szenen aufgepeppte 112-Minuten-Version ins Kino. Stephen King mochte die Langfassung, bevorzugte aber die kurze. Mit dieser Meinung steht er bis heute ziemlich allein da.
In Spanien kam der Film aus mir unbekannten und auch unerfindlichen Gründen als „Phantasm 2“ in die Kinos.
IMDB: 6.7 von 10
Letterboxd-Rating: 3.3 von 5
Neft-Rating: 3.5 von 5
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