Solider Neuanfang der Halloween-Reihe
• USA 2018
• Regie: David Gordon Green
• Laufzeit: 106 Minuten
Handlung: 40 Jahre nach den Bluttaten in Haddonfield, ist Laurie Strode noch immer traumatisiert und hat in ihrem Leben alles dem Kampf gegen Michael Myers untergeordnet. Von ihrer Tochter ist sie deswegen stark entfremdet, nur zu ihrer Enkeltochter besteht ein gewisses Band. Als Michael Myers just zu Halloween von einer Psychiatrie in eine andere verlegt werden soll, gelingt dem Mörder der Ausbruch. Obendrein gelingt es ihm, wieder in den Besitz seiner alten Maske zu kommen. Einem neuen Besuch in der Kleinstadt Haddonfield steht also nichts im Wege. Aber diesmal ist Laurie Strode vorbereitet.
Besprechung: 40 Jahre nach dem ersten „Halloween“-Film hielten es mehrere Studios – darunter Universal und Blumhouse – für eine gute Idee, den Stoff mal wieder auf die Leinwand zu bringen. Regie bei diesem heiklen Unterfangen führte David Gordon Green, der bislang vor allem Dramen und Komödien gedreht hatte. Und er schlägt sich achtbar und hat zumindest mit diesem Teil nicht zu viele Michael-Myers-Nerds verprellt.
Der Film hat ein paar Asse im Ärmel: Jamie Lee Curtis spielt wieder die Hauptrolle als Laurie Strode, diesmal eben 40 Jahre älter. John Carpenter und sein Sohn steuerten die Filmmusik bei, die eine atmosphärische Neuauflage des legendären 1978-Scores ist, und Michael Myers kommt auch als älterer Mann richtig bedrohlich rüber. Die Kills sind zahlreicher und härter als 1978 – nichts anderes hätte man 2018 und nach den derben Halloween-Filmen von Rob Zombie erwartet. Sie sind aber teils auch mit starken Spannungssequenzen vorbereitet, was sie noch besser macht. Schließlich bietet der Film ein starkes Finale und jede Menge Anspielungen auf frühere Halloween-Filme, genug Futter für die Fans also.
Leider hat er auch Schwächen. Dass die Geschichte um multigenerationales Trauma und die Überlebende, deren Angst sich trotz aller Kritik aus dem Umfeld als berechtigt erweist, nicht gerade frisch ist – geschenkt. Dass der Film teilweise den Eindruck erwecken will, er sei von A24 produziert und eben auch ein tiefgehendes Charakterdrama, ist dann schon etwas störender, denn dazu sind die Dialoge manchmal einfach zu dumm und die Figuren nicht gut genug gezeichnet. Die Figuren sind in meinen Augen eh das größte Manko des Films. Wenn ein kleiner Junge namens Julian (Jibrail Nantambu), der nur wenig screentime hat, den stärksten Eindruck hinterlässt und in Sachen Sympathie alle anderen an die Wand spielt, dann stimmt etwas nicht. So ist Laurie Strodes Tochter leider völlig uninteressant, ihrem Ehemann wünscht man früh, dass Michael Myers ihm die Lichter ausbläst, und der Psychiater von Myers, der noch eine Rolle im Film spielt, hat das Charisma eines schlecht zusammengefegten Laubhaufens. Laurie Strode und ihre Enkeltochter haben bei mir mehr positive Emotionen ausgelöst, hätten aber noch etwas mehr gemeinsame Bildschirmzeit vertragen können. Der Film schafft es einfach nicht, seine Geschichte straight und aufs Wesentliche reduziert zu erzählen und dabei trotzdem die Charaktere mit wenigen Pinselstrichen lebendig werden zu lassen – eine Stärke des Originals. Auch die Atmosphäre der Halloweennacht ist nur gut, aber nicht herausragend. Das liegt meiner Ansicht nach an dem schlechteren Gefühl für Raum, das Halloween 2018 hat. Hier läuft Michael Myers einfach irgendwie durch die Nacht und spaziert mal in dieses, mal in jenes Haus. In den besten Filmen der Reihe dringt er so gezielt wie unvorhersehbar in geschützte Räume ein, bei denen man immer genau weiß, wo man sich befindet. Die Beliebigkeit schadet diesem Raumgefühl.
Ich habe überlegt, ob ich dem Film 3 oder 3.5 Sterne gebe, dann sind mir die beiden beknackten True-Crime-Podcaster eingefallen und ich habe mich für die höhere Wertung entschieden.
Trivia: Halloween (2018) spielt 40 Jahre nach dem Original und ignoriert dabei alle bisher gedrehten Sequels. Nach großem Erfolg an den Kinokassen, drehte Green gleich zwei statt (wie ursprünglich geplant) nur einer Fortsetzung: „Halloween Kills“ (2021) und „Halloween Ends“ (2022).
Ursprünglich sollte Mike Flanagan den Film drehen, aber ihm viel kein überzeugender Pitch ein, so dass es nicht zu einer Zusammenarbeit kam. Flanagan sagte später, das sei wohl besser so gewesen.
John Carpenter stand dem Projekt von Anfang an positiv gegenüber. Er traf sich mit Regisseur David Gordon Green und Drehbuchautor Danny McBride und steuerte nicht nur die Musik, sondern auch einige Ideen bei.
Jake Gyllenhaal, der ein Freund der Familie Curtis ist, half dabei Jamie Lee Curtis davon zu überzeugen, die Rolle anzunehmen.
Der Film ist Moustapha Akkad gewidmet, einem der bekanntesten Filmemacher der arabischen Welt, der sich auch als ausführender Produzent der ersten acht Halloween-Filme einen Namen machte. Akkad wurde zusammen mit seiner Tochter Rima 2005 im Hyatt-Hotel in Amman (Jordanien) durch einen terroristischen Bombenanschlag von al-Quaida getötet. Sein Sohn Malek war einer der Produzenten des Halloween-Films von 2018.
IMDB: 6.5 von 10
Letterboxd-Rating: 3.2 von 5
Neft-Rating: 3.5 von 5
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