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Das Waisenhaus

 Großartiger Geisterfilm alter Schule

 Spanien, Mexiko 2007    

 Regie: Juan Antonio Bayona                          

 Laufzeit: 105 Minuten

 

Handlung: Laura und ihr Mann Carlos ziehen mit ihrem kleinen adoptierten Sohn Simón in ein abgelegenes Waisenhaus, in dem Laura vor 30 Jahren als Kind kurz lebte. Ihr Plan: Das Ding wieder flott machen. Dass Simón unsichtbare Freunde hat, ist in dem Alter nichts Ungewöhnliches. Dass er verschwindet, gibt dann allerdings Anlass zur Besorgnis. Kann es sein, dass er in einer Felsenhöhle am Meer ertrunken ist? 

 

Besprechung: In meinen Augen hängt bei der Wirkung von Horrorfilmen viel von der Erwartung des Zuschauers ab. Gute Horrorfilme sind wie gute Witze: Sie wiegen einen in Sicherheit – man glaubt schon zu wissen, was und wie es kommt – und dann werden die Erwartungen durchkreuzt und übertroffen. Deshalb ist es undankbar, einen Film zu loben, der dadurch womöglich beim Gucken ein wenig von seiner Wirkung verliert. Hier sage ich also nur: „Das Waisenhaus“ ist ein sehr guter, traditioneller Gruselfilm mit emotionaler Substanz und echtem Grauen. In meinen Augen isst so ein Film „Conjuring“, „Annabelle“ und „Insidious“ zum Frühstück. Vielleicht ist der Vergleich aber auch Unsinn, da es einfach verschiedene Sportarten sind, die keinen Wettbewerb miteinander haben. 

 

Belén Rueda als Laura ist eine sehr interessante weibliche Hauptfigur: stark und verletzlich, mütterlich und herb, energiegeladen und vielleicht doch irgendwie passiv gegenüber den Kräften, die aus ihrem Unterbewusstsein steigen mögen. Großartig ist auch Geraldine Chaplin in einer Nebenrolle als Medium, das eine der gruseligsten Seancen des Gruselfilms abhält. Und der kleine Simón – gespielt von Roger Príncep, der aus 400 Bewerbern für die Rolle ausgewählt wurde – trägt ebenfalls dazu bei, dass die komplexe Geschichte um Schuld und Sühne zusammen mit „The Others“ zu den besonders gelungenen Geisterfilmen der letzten drei Jahrzehnte zählt.

 

Mehr will ich hier nicht schreiben. Hört euch gerne den Podcast an, den ich zu „Das Waisenhaus“ mit Yves Meier von „Der kleine Horrorladen“ aufgenommen habe. Da wir dort hemmungslos spoilern, solltet ihr den Film vorher gesehen haben.

 

Trivia: Dies ist der erste Langfilm von Regisseur Bayona, den sein Freund und Förderer Guillermo del Toro produzierte. Und es ist bis heute der einzige Gruselfilm Bayonas.

 

Der Film wurde am 20. Mai 2007 in Cannes gezeigt und erhielt dort über zehn Minuten lang standing ovations.

 

Mit einem Budget von 4.5 Millionen Dollar und Einnahmen von fast 80 Millionen Dollar ist das nach del Toros Pans Labyrinth (2006) der zweiterfolgreichste spanische Film aller Zeiten.

 

Eine erste Fassung des Drehbuchs schrieb Regisseur und Drehbuchautor Sergio G. Sánchez bereits 1996. 

 

Der Film hat in Deutschland eine Altersfreigabe ab 12 Jahren. Eltern sollten sich aber überlegen, ob sie 12-jährigen diesen Film zumuten wollen.

 

IMDB: 7.4 von 10

Letterboxd-Rating: 3.6 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 4.5 von 5

  

 

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