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The Cell

Optisch eindrucksvoller Serienkiller-Fantasy-Horror mit Jennifer Lopez   

 USA, Deutschland 2000    

 Regie: Tarsem Singh                          

 Laufzeit: 107 Minuten

 

Handlung: Eine Psychologin (Jennifer Lopez) kann mit Hilfe einer neuartigen Technologie in das Unterbewusstsein von Komapatienten eindringen und soll ihnen auf diese Weise helfen, wieder aufzuwachen. Als wäre das nicht bereits abgefahren genug, fällt ein Serienkiller (Vincent D’ Onofrio) bei seiner Festnahme ins Koma. Eines seiner Opfer ist noch am Leben, droht aber, in einem Raum zu sterben, der sich langsam mit Wasser füllt. Die Psychologin muss also ins Hirn des psychisch kranken Mörders eindringen, um die Frau retten zu können. 

 

Besprechung: Das ist ein erstaunlicher Film. Alles an ihm schreit Mainstream: 33 Millionen Dollar Budget, Vince Vaughn in der zweiten Hauptrolle und vor allem Jennifer Lopez, die kurz vorher mit ihrer Debütsingle „If you had my love“ einen Megahit gelandet hatte und damals auf dem Weg zum Weltstar war. Inhaltlich ist der Film aber viel zu gewagt, um ein typischer Hollywoodfilm zu sein. Zum einen handelt es sich um einen schwer zu greifenden Genre-Mix aus Psychothriller, trippiger Fantasy, SF-Rahmenhandlung und Szenen, die in dieser Brutalität eigentlich nur in Horrorfilmen vorkommen. Der Look des Films ist ein ziemlicher Wahnsinn und sehr gut gealtert. Das Spektakel könnte man auch heute im Kino zeigen, ohne dass es größeres Murren gäbe. Auch das psychologische Menschenbild, das der Film transportiert, ist gut gealtert. Schließlich hat die Psychologin Stefanie Stahl 2015 mit „Das Kind in dir muss Heimat finden“ einen bis heute populären Bestseller geschrieben.

 

„The Cell“ beinhaltet einige sehr eindrucksvolle Szenen, die teilweise von Kunstwerken beeinflusst sind. Kenner*innen können Einflüsse von Damien Hirst, H.R. Giger oder Odd Nerdrum entdecken. Dass Regisseur Tarsem Singh vor seiner Kinokarriere vor allem Musikvideos gedreht hat, hat sich auch sichtbar niedergeschlagen. Die Grenze zum Kitsch wird dabei überschritten, aber auf eine stimmige und geschmackvolle Weise, zumindest wenn man Sinn für diese Ästhetik hat.

 

Der Nachteil des Films ist ausgerechnet Lopez. Zwar spielt sie nicht schlecht, ist aber zu sehr als überlebensgroßer Star mit Lipgloss und aufwändigen Frisuren in Szene gesetzt, um als Psychologin überzeugend zu sein. Auch könnte das Finale für meinen Geschmack spannender sein. Die stärksten Szenen hat der Film in meinen Augen schon vorher verballert. Dennoch: Den sollte man mal gesehen haben! 

 

Trivia: Um die 63 Minute herum, erinnert der Film an das Musikvideo zu „Losing my Religion“ von R.E.M., das damals tatsächlich auch von Tarsem Singh gedreht wurde. 

 

Die eine Schizophrenie beschleunigende Hirnstörung „Whalen’s Infraction“, an der Carl leidet, wurde eigens für den Film erfunden. Solche biologischen Erklärungen für psychische Krankheiten waren damals auch in der Wissenschaft sehr populär.

 

Manche der Kostüme des Films hatte die Designerin Eiko Ishioka bereits in einem früheren Film verwendet, nämlich in Bram Stoker’s Dracula (1992). Für die Kostüme dort hatte sie einen Oscar erhalten.

 

Drehbuchautor Mark Protosevich war mit der Endfassung des Films unzufrieden und meinte, das Skript sei zu stark von anderen (ungenannten) Drehbuchautoren und Studio- Managern umgeschrieben und verwässert worden. Er hoffe, es werde irgendwann ein verbessertes Remake anhand seines Originalskripts geben.

 

Wer vermutet, dass ein abgefahrener Plot wie dieser auf ein Buch zurückgeht, liegt richtig, und findet in der 1965er-Erzählung „He who shapes“ bzw. „The Dream Master“ von Roger Zelazny eine Vorlage. 

 

IMDB: 6.4 von 10

Letterboxd-Rating: 3.2 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 4 von 5

  

 

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