A Star Is Born
• USA 2016
• Regie: Damien Leone
• Laufzeit: 85 Minuten
Handlung: Eine Talkshow-Moderatorin interviewt eine schwer entstellte Frau, die einzige Überlebende eines Massakers, das letztes Jahr an Halloween stattgefunden hat. Die Moderatorin erwähnt, dass die Leiche des mysteriösen Mörders, der nur als „Art the Clown“ bekannt ist, aus der Leichenhalle verschwunden ist, und deutet damit an, er könnte noch am Leben sein. Als die entstellte Frau darauf beharrt, sie habe ihn sterben sehen, zerstört Art, während er sich die Sendung ansieht, seinen Fernseher, zieht sein Clownskostüm an und füllt einen Müllsack mit Waffen. Wieder ist es Halloween. Und in der Nacht trifft „Art“ auf zwei betrunkene Frauen, die gerade von einer Party kommen.
Besprechung: Viele haben diesen für maximal 55.000 Dollar gedrehten Film schlecht geredet: keine richtige Geschichte, völlig geschmacklos, billiger Look, schlechte Schauspieler*innen. Und während all diese Negativstimmen durchaus nicht falsch liegen, verkennen sie, dass gut genutzte Schwächen Stärken sein können. So erinnert der „billige Look“ an schmierige 1980er-Bahnhofskino-Fiesheiten, die Connaisseur*innen durchaus mit den Zungen schnalzen lassen. Dass der Film an gefühlt anderthalb Schauplätzen spielt, ist sicher seinem geringen Budget geschuldet, aber was Damien Leone aus den wenigen Settings rausholt, spricht eindeutig für sein Talent. Auch die fehlende Geschichte ist in meinen Augen kein Manko, sondern eine Stärke des Films. Endlich keine Metaphern, kein elevated Horror, in dem der Clown für unverarbeitete Traumata aus der Kindheit steht. Nein, das hier ist ein reiner, böser, nihilistischer Slasher ohne Subtext, Heldenreise oder andere Rechtfertigungsversuche, der dafür im Kleinen mit jeder Menge guten Ideen punktet.
Dass die Schauspieler*innen schlecht sind, würde ich so nicht sagen. David Howard Thornton, der den rein pantomimisch kommunizierenden Killerclown spielt, macht seine Sache großartig. So wird „Art“ zu einer gruseligen, unberechenbaren, abstoßenden, faszinierenden und auf sehr seltsame Weise auch lustigen Figur. Dagegen wirken berühmte Slasher-Killer der Vergangenheit – von Jason Vorhees über Michael Myers bis zu Victor Crowley oder Chromeskull – ziemlich eindimensional. Am ehesten lässt sich Art noch mit Freddy Kruger vergleichen, der in sich auch Zynismus, Sadismus und Ideenreichtum verbindet, dabei aber natürlich redet, was ihn weniger unheimlich macht. Auch die anderen Darstellerinnen in diesem Film machen ihre Sache gut genug. Natürlich sind das keine Hollywoodstars, und ich möchte sagen: Zum Glück. Ein Remake mit Jenny Ortega und Florence Pugh in den Hauptrollen brauche ich in diesem Falle gar nicht.
Dass „Terrifier“ geschmacklos ist, stimmt. Menschen, die aus einem Film wie „Poor Things“ völlig verstört herauskamen, weil dort teilweise eklige Szenen gezeigt und moralisch nicht eingeordnet wurden, möchte man in Hinblick auf „Terrifier“ zurufen: „Geht weiter, es gibt hier nichts zu sehen!“ Hartgesottenen Horrorfans möchte man raten, die ungeschnittene Fassung zu organisieren. Wer in der Mitte des Films nicht denkt „Ach, du Scheiße, habe ich das wirklich gerade gesehen?“ – der hat leider die geschnittene Fassung erwischt.
Und ja, die Geschichte ist weder komplex noch gerade ein perfekt gebauter Hollywoodplot. Aber auch das sehe ich hier als Stärke, denn der Film ist wie sein mörderischer Antiheld unberechenbar. Auch beliebte ungeschriebene Slasher-Gesetze, wie sie in der Scream-Reihe thematisiert und aufs Korn genommen werden, gelten hier nicht. Art macht seine eigenen Regeln. Und verhilft so einem ganzen Subgenre dazu, wieder so zu sein wie in den 1980ern: wild, garstig und so böse, dass die Eltern sich entsetzt an den Pfarrer oder die Therapeutin wenden. Und das ist ja Teil des Spaßes, oder nicht?
Trivia: Damien Leone ist schon lange mit dem Clown im Bunde. Zunächst tauchte Art als Nebenfigur in Leones Kurzfilm „The 9th Circle“ (2008) auf. 2011 brachte es der mörderische Pantomime schon zur Hauptrolle in Leones Kurzfilm „Terrifier“. Die beiden Kurzfilme finden sich auch in dem Anthologie-Film „All Hallows‘ Eve“ wieder, mit dem Leone 2013 sein Langfilmdebüt gab. In all diesen Filmen wird „Art der Clown“ noch von Mike Giannelli gespielt. Danach hatte er allerdings keine Lust mehr auf die anstrengende Maskerade als Clown.
2015 startete Leone eine Kampagne auf der Crowdfunding-Website Indiegogo, um Terrifier zu finanzieren. Der Filmemacher Phil Falcone bekam davon Wind und stellte dem Projekt die notwendigen Mittel zur Verfügung. Als Gegenleistung erhielt er eine Erwähnung als Produzent.
Jenna Karnell (Tara) machte alle Stunts im Film selbst.
Katie Maguire (Monica) hat bereits in „All Hallows‘ Eve“ mitgespielt, hatte dort aber eine andere Rolle.
Der Dreschflegel, den Art manchmal benutzt, besteht aus den Haaren seiner Opfer und ein paar scharfen Metallgegenständen.
IMDB: 5.6 von 10
Letterboxd-Rating: 2.4 von 5
Neft-Rating: 4 von 5
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