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Freitag der 13. – Todesfalle Manhattan

Jasons Tapetenwechsel

(Unter "Hopsys Gedanken" unten finden sich auch Reviews zu Teil 9 und 10)

 

 USA 1989    

 Regie: Rob Hedden                          

 Laufzeit: 100 Minuten

 

Handlung: Die Abschlussklasse einer High-School fährt mit dem Ausflugsschiff „Lazarus“ nach Manhattan. Mit an Bord: der mal wieder irgendwie von den Untoten auferstandene Jason Vorhees. Und wie vermutet, ist der Mann mit der Hockeymaske noch immer kein geselliger Partylöwe. 

 

Besprechung: Vielleicht ist mein Hirn von all den „Freitag der 13.-Filmen“ mittlerweile aufgeweicht und mein Kritikvermögen im Eimer. Aber ich mag diesen schwachsinnigen Film tatsächlich ganz gerne. Ja, die Schauspieler*innen hier wirken teilweise wie beherzt aufspielende Laien, von deren Szenen der Regisseur jeweils die erste genommen hat. Argument: „Besser wird’s eh nicht mehr und kostet nur.“ Da hilft es auch wenig, dass mit Peter Mark Richmann ein gedienter Altmime im wahrsten Sinne des Wortes mit an Bord ist. Wieder passiert im Großen und Ganzen nichts anderes, als dass Jason mit verschiedenen Waffen eine Reihe ziemlich dumpfbackiger Teenager*innen umbringt. Aus Gründen, die längst völlig egal sind. Aber: Das Ganze passiert in Manhattan. Gut, erstmal passiert es zwei Drittel des Films auf einem Schiff, aber das ist mit seinen Maschinenräumen, Gängen, Kabinen, Oberdecks und Rettungsbooten gut in Szene gesetzt. Auch der gut halbstündige Manhattanteil bietet in etwa das, was man sich von „Jason in Manhattan“ verspricht. Ein paar ikonische Momente, in denen der maskierte Killer durch eine U-Bahn poltert, den Times Square unsicher macht oder vor der Reklametafel einer Eishockey-Arena steht. Auch ist der Film trotz der für die Reihe üblichen Schneideorgien der MPAA hübsch brutal, wobei ich auf eine Szene sexualisierter Gewalt gut hätte verzichten können. Aber die gehört wohl dazu, wenn man zeigen will, wie „mean“ die „streets of NYC“ sind. 

 

Manhattan soll in den 1980ern übrigens tatsächlich zumindest in Teilen ein runtergekommenes Drecksloch voller Verbrecher gewesen sein. Wie auch immer: Ich finde die Atmosphäre hier cool und weiß es zu schätzen, dass Jason mal jenseits des Crystal Lake in Szene gesetzt wird. Die Trickeffekte (vor allem am Ende) gehören dabei leider zu den schwächeren der Reihe. Und das final girl und sein tumbes love interest haben mich auch nicht in Verzückung versetzt. Dafür gibt es einige wirklich lustige Szenen, zum Beispiel den Kampf eines Boxers gegen Jason auf dem Flachdach eines Hauses. Oder Jasons Reaktion auf eine Gruppe von Hip-Hoppern. Oder die Metal-Gitarristin. 

 

Dieser Film ist so 1980er, dass man ihn den Nachgeborenen zu Studienzwecken und sich selbst aus Nostalgiegründen präsentieren kann, ja muss! 

 

Trivia: Mit einem Budget von mindestens 5 Millionen Dollar war dieser achte Teil damals der teuerste der Reihe. Mit Einnahmen von gut 15 Millionen Dollar aber auch der finanziell erfolgloseste. 

 

Regisseur Rob Hedden, der auch das Drehbuch für diesen Film schrieb, hatte ursprünglich weitaus mehr Szenen in New York geplant. Jason sollte auch die Brooklyn Bridge, den Madison Square Garden und das Empire State Building unsicher machen. Leider hielt Paramount diese Ideen für zu teuer.

 

Große Teile der Manhattan-Szenen wurden aus Kostengründen in Vancouver gedreht

 

Jason (wieder verkörpert von Kane Hodder) kann in diesem Teil mühelos nautische Geräte bedienen. Er muss in seiner Zeit am Crystal Lake heimlich einen Seemannskurs besucht haben. Vielleicht hat er da auch gelernt, wie man mit einem Schiff vom Crystal Lake aus bis nach Manhattan schippern kann. 

 

Um Minute 88 herum wirft Jason einen Mann in einem Diner durch die Gegend. Gespielt wird dieser Mann von Ken Kirzinger, der 2003 in Freddy vs. Jason den Jason gab. 

 

Viele der Darsteller*innen guckten auf Anweisung des Regisseurs vor Beginn der Dreharbeiten alle sieben bisherigen Teile der „Freitag der 13.“-Reihe. An einem Tag! Rob Hedden schärfte dem Cast und der Crew ein: Das soll der beste Teil werden! 

 

IMDB: 4.5 von 10

Letterboxd-Rating: 2.1 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 2.5 von 5

 

// HOPSYS GEDANKEN

 

Nachdem Teil 8 im vergleich zu seinen Vorgängern finanziell zu wenig erfolgreich gewesen war, verkaufte Paramount die Rechte am Jason-Stoff an eine andere Filmproduktionsgesellschaft, nämlich New Line Cinema. Die ließen sich mit Teil 9 etwas Zeit, aber schließlich kam „Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung“ 1993 in die Kinos. Und schockierte die Fans. Allerdings nicht, weil der Film ziemlich brutal ist und mit geschätzt 30 Toten den höchsten body count der Reihe hat. Nein, das Entsetzliche war, dass in diesem neuen Jasonfilm kaum Jason zu sehen war. Der bis dahin (und eigentlich auch seitdem) unbekannte Regisseur Adam Marcus hatte sich zusammen mit Jay Huguely an ein Drehbuch gewagt, das Körper und Seele von Jason trennt. Oder Jason Vorhees von einem außerirdischen Parasiten. Anders gesagt: Der mörderische Geist/Wurm von Jason schlüpft in Teil 9 in verschiedene Wirtsmenschen, die daraufhin zu stumpfsinnigen Mördern (ohne Hockeymaske!) werden. Da hörte der Spaß für viele Fans auf!

 

Horrorvielguckern dürfte dieser Plot aus „The Hidden“ (1987) bekannt vorkommen. Egal, hier nun ist Jason also eine hundsgemeine Essenz, die jeden befallen kann. So musste es ja irgendwie kommen. Für viele DIE Enttäuschung der Reihe. Für mich, der ich nie Fan war, ist das aber alles in allem ein unterhaltsamer Quatschfilm mit ein paar schönen Splattereffekten und viel Blut und Matsch. Dazu gibt es einen ganz brauchbaren final boy (!) und skurrile Einfällen, die die 88 Minuten tendenziell kurzweilig gestalten. Den Einstieg finde ich richtig cool und die Referenzen auf Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ oder die Killer-Konkurrenz Freddy Krueger zumindest drollig. Auch das Necornomicon aus "Tanz der Teufel" hat es in eine Szene geschafft. Ein Meisterwerk ist natürlich auch dieser Film nicht. Und abgesehen vom oft mittelmäßigen Schauspiel, muss man sich schon fragen, was ein Typ mit vier gebrochenen Fingern eigentlich alles noch leisten kann. Und kann es sein, dass das am Ende glücklich in den Sonnenaufgang schreitende Paar sein Baby im Vorhees-Haus vergessen hat? Egal, ich lasse immerhin 2.5 von 5 Punkten springen.

 

Obwohl der neunte Teil halbwegs erfolgreich war, brauchte New Line Cinema satte acht Jahre, um mit einem zehnten Teil aus dem Quark zu kommen. In diesem letzten offiziellen Eintrag im Franchise („Freddy vs. Jason“ zählen wir mal nicht mit) wollte man mit "Jason X" noch einen draufsetzen und schickte den Killer mit der Hockeymaske mit einem Budget von gut 12 Millionen Dollar in den Weltraum. Regisseur Jim Isaac, der sich bisher vor allem mit Special Effects (unter anderem für „Die Rückkehr der Jedi Ritter") einen Namen gemacht hatte, versucht erst gar nicht, diesem Mumpitz irgendwie Ernst oder gar Tiefgang zu verleihen. 450 Jahre in der Zukunft tauen Wissenschaftler Jason Vorhees an Bord ihres Raumschiffs auf und müssen sich bald gegen die gut aufgelegte Killermaschine zur Wehr setzen. Teilweise sieht der Film ganz gut aus, insgesamt erinnert er mich vor allem aber an die amerikanischen TV-Serien, die ich als Jugendlicher in den 1980ern gesehen habe. Irgendwie schrottig, aber doch ganz unterhaltsam. Die Musik von Harry Manfredini ist mittlerweile deutlich synthie-lastiger und klingt beizeiten wie aus einem alten Soft-Porno. Der Humor des Films funktioniert mal gut, mal wünscht man sich ein paar Promille. Auch die Effekte schwanken zwischen stark und nicht so toll. Der Kill um Minute 30 gehört in meinen Augen zu den härtesten und besten der Reihe. Da es einen Kurzauftritt von David Cronenberg und einige hübsche Ideen (zum Beispiel im Cyberspace) gibt, ist der Film keine komplette Gurke. Aber spätestens als ein Update von Jason wie eine Plastikfigur mit Skeletor-Anmutung durch die Raumschiffgänge rumpelt, um die nicht sonderlich interessante Restcrew zu meucheln, rutscht meine Wertung auf 2 von 5 Sternen.  

 

P.S.: Eigentlich demonstriert „Jason X“ ziemlich gut was für die ganze Reihe gilt: Am besten schaut man diese Filme angesäuselt mit ein paar Freund*innen und spielt nebenher noch Strip-Monopoly, oder was die Teenager am Camp (!) Crystal Lake so machen. 

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