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A quiet place

Gute Prämisse, dumme Familie

 USA 2018    

 Regie: John Krasinski                          

 Laufzeit: 91 Minuten

 

(Unten auch kurze Rezensionen zu „A Quiet Place 2“ und „A Quiet Place: Tag eins“)

 

Handlung: Drei Monate nach einer Alien-Invasion versucht die fünfköpfige Familie Abbott in einem ländlichen Teil der USA zu überleben. Die Außerirdischen sind blind, verfügen aber über ein extrem entwickeltes Gehör. Laute Geräusche locken die grässlichen Kreaturen sofort an und können tödliche Folgen haben.  Und so versucht die kleine Familie also in einer feindlich gewordenen Umwelt so leise wie möglich zu sein.

 

Besprechung: Der Film hat eine coole Prämisse. Die Idee ist simpel, aber frisch, und sie bietet die Möglichkeit, durch den Einsatz von Stille und Lärm Spannung und Schockmomente zu erzeugen. „A Quiet Place“ kann darüber hinaus auch mit kompetenten und bekannten Darsteller*innen, einem atmosphärischen Setting und der Filmmusik von Marco Beltrami punkten. Manche in meinem Umfeld nennen „A Quiet Place“ ihren liebsten Horrorfilm. In der Regel sind es Menschen, die Horrorfilme eher nicht so mögen. Und ja, der Film kam bei der Kritik enorm gut an und war an den Kinokassen ein riesiger Erfolg. Bei einem Budget von 17 Millionen Dollar hat "A Quiet Place" satte 341 Millionen Dollar eingespielt und war damit nicht nur im Horrorgenre der erfolgreichste Film seines Jahrgangs.

 

Ich habe ihn gleich 2018 im Kino gesehen, fand ihn nicht schlecht, hatte ihn aber wenige Tage später vergessen. Beim Neugucken zu Hause dämmerte mir, warum der Film bei mir keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat: Ich mag die Familie nicht, die hier ums Überleben ringt. Und verliere schon früh den Glauben in ihre Kompetenz. Emily Blunt und John Krasinski, die auch im echten Leben ein Paar sind, wirken wie zwei normschöne Vorzeigemenschen, die bisher in der Stadt gewohnt und dort alles, aber auch alles richtig gemacht haben. Nur dass sie keinen Humor besitzen. Aber wer braucht schon Humor, wenn er die guten, alten Werte der Kleinfamilie in einer feindlichen Umwelt hochhalten kann? Die Kinder der Familie wirken ebenfalls ziemlich schaumgebremst, was ich ja angesichts der Alien-Apokalypse verstehen kann, trotzdem stellt sich bei mir leider keinerlei Wärme ein. Schlimmer noch: Ich finde diese amerikanische Familie nicht nur furchtbar langweilig, sondern auch saudumm. Ich glaube keine Minute, dass ausgerechnet dieses kleinen Deppen-Kollektiv drei Monate lang in den wirklich widrigen Umständen überlebt.                                  

 

Gleich in der Eröffnungssequenz bekommen wir mit, mit was für Leuten wir es hier zu tun haben: Zu fünft plündern die Abbotts einen Shop. Alles muss ganz leise geschehen. Papa Abbott macht eindringlich das Psst-Zeichen. Gleichzeitig lässt man ausgerechnet das Kleinkind Beau weitgehend unbeaufsichtigt. Und als man schließlich im Gänsemarsch aus dem Laden geht und die Straße in die Wälder nimmt, da geht der Kleinste wo? Genau: ganz hinten. Er wird dann auch prompt von einem Alien weggesnackt und die Familie hat ein Trauma mehr. Der Umgang der Eltern damit? Gleich ein neues Kind machen. Ja, als Metapher für Hoffnung, mag das manche positiv berühren, mich aber macht es wahnsinnig, wenn eine hochschwangere Frau durch die Alien-Apokalypse stolpert, ihr Kind totenstill in einer Badewanne gebären muss und es dann in eine Box legt, weil Säuglinge ja nun mal schreien und man die Geräusche dämpfen muss. Spätestens da frage ich mich, ob die Abbotts nicht nur dumm, sondern auch gemeingefährlich sind. Ein Kind in der Kiste großziehen? Gab’s denn wirklich keine Kondome mehr? Und warum muss die Frau in einen aus der Holztreppe ragenden Nagel treten, den sie ein paar Stunden oder Tage vorher doch eindeutig schon gesehen hat? Warum zieht sie den denn bitte nicht raus? Warum zieht die ganze Sippe nicht in die Nähe eines Wasserfalls, wo man Lärm machen könnte, ohne dass die Superlauscher es mitbekommen? Und was zur Hölle soll ich von Menschen halten, die im Keller große Zettel an die Wand kleben, auf denen „gutes Gehör“, „reagieren auf Geräusche“ und „Schwäche?“ steht. Sind die wirklich so dumm oder halten die Filmemacher das Publikum für so grenzenlos bescheuert? Alter, wir haben längst kapiert, was die Schwäche der Biester ist, auch ohne riesige Post-ist an die Wand zu tackern. Nur die Abbots brauchen noch ein Weilchen.

 

Sicher, Logikfehler in Filmen und gerade in Horrorfilmen sind nichts, auf das man sich versteifen sollte, wenn man Filme genießen will. Eine gewisse „suspension of disbelief“, also ein vorübergehender Verzicht auf den eigenen Unglauben, ist hilfreich und geboten. In „A Quiet Place“ ist es mir dann aber in Kombination mit dem Loblied auf die Kleinfamilie und den meist betroffen schauenden Hollywoodstar-Visagen einfach zu viel. Das ist besonders schade, da der Film nicht nur eine gute Prämisse hat, sondern auch visuell und optisch stark inszeniert ist. Die Kreaturen kommen zwar aus dem Computer, sehen aber toll aus. Wer den Demogorgon aus "Stranger Things" liebt, wird auch die blinden Aliens in „A Quiet Place“ ins Herz schließen. Allein schon, was die alles mit ihren Köpfen machen können. 

 

Trotzdem frage ich mich, warum Menschen gerade von diesem Film so begeistert sind. Intelligente Menschen, die mir mit skeptischer Miene die kleinen (oft auch angeblichen) Fehlerchen in einem Meisterwerk wie „Alien“ auseinanderklamüsieren, schalten bei „A Quiet Place“ offenbar bereitwillig ihr Gehirn aus. Liegt es an der blonden Blunt? Am kernigen Krasinski? Oder ist es einfach so, dass viele Menschen schon in Duldungsstarre verfallen, wenn sie nur „Kleinfamilie in Not“ hören? Identifizieren sich viele tatsächlich mit diesen öden Hipstern, die eine Fehlentscheidung nach der anderen treffen und es nicht lassen können, Kinder in eine Welt zu setzen, die ihnen lautstark zuruft: Lasst es, verdammt noch mal! 

 

Trivia: Millicent Simmonds, die im film die taube Teenagerin Regan Abbott spielt, ist tatsächlich seit ihrer Kindheit taub. Im Film nutzen die die Charaktere deswegen auch manchmal ASL (American Sign Language). Obwohl man sich anfangs dagegen entschieden hatte, untertitelte man später doch die Passagen in Zeichensprache, die die Passagen mit gesprochenen Dialogen deutlich überwiegen.

 

Stephen King lobte den Film in einem seiner Tweets sehr: "A QUIET PLACE is an extraordinary piece of work. Terrific acting, but the main thing is the SILENCE, and how it makes the camera's eye open wide in a way few movies manage".

 

Man soll den Macher*innen des Films nicht vorwerfen, sie hätten nicht manchmal durchaus über Logik nachgedacht. So sind die Regale im Supermarkt in der Eröffnungssequenz weitgehend leer, bis auf zahlreiche Chipstüten. Die Überlegung dahinter: Niemand hat sich getraut Chipstüten aus den Regalen zu nehmen, weil die so laut knistern!  

 

Bei frühen Testvorführungen des Films lachte das Publikum, als eines der Alien-Monster voll zu sehen war. Die CGI war noch nicht fertig und so sah man John Krasinski in einem Motion Capture Suite herumspringen, auf den später die Computer-Grafiken gelegt wurden.

 

A Quiet Place hat bei IMDB mit einem Durchschnittswert von 7.5. von 10 eine bessere Bewertung als der Klassiker „Picknick am Valentinstag“ (7.4. von 10). 

 

IMDB: 7.5 von 10

Letterboxd-Rating: 3.7 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 2 von 5

 

 

A Quiet Place 2

Mehr Monster, weniger Familie

 

Hier mache ich es kurz: Weniger Familiendrama, mehr Monster-Aktion. Wieder gibt es gute Spannungsszenen, die mit der Leise-Laut-Dynamik spielen, wieder gibt es ein cooles Setting (alte Industrieanlage mit Hochofen) und wieder gibt es dumme Entscheidungen, wenn auch nicht ganz so viele wie in Teil 1. Auch finde ich das Ende hier tatsächlich spannender.

 

Diesmal stehen mehr die heranwachsenden Kinder bzw. Jugendlichen im Fokus, die lernen müssen, in einer sehr gefährlichen Welt zu überleben und ihre Menschlichkeit zu bewahren. Auch geht es um das Zusammenhalten oder Zerbrechen von kleinen Schicksalsgemeinschaften, was ich tatsächlich etwas interessanter und in der Inszenierung auch weniger pathetisch finde als den Kampf der Kleinfamilie allein unter Monstern. Vielleicht gefällt mir der Film aber auch nur deswegen etwas besser, weil ich meine Erwartungen schon runtergeschraubt hatte. In Sachen Atmosphäre kann er dem ersten Teil allerdings nicht das Wasser reichen.

 

Trivia: Der Film hatte mit fast 60 Millionen Dollar ein deutlich höheres Budget als der erste Teil und spielte immerhin fast 300 Millionen Dollar ein.     

 

Regie führte abermals John Krasinski, der auch wieder (und diesmal ohne Scott Beck und Bryan Woods) das Drehbuch schrieb. Er erklärte, der Film sei ein „Liebesbrief“ an seine Kinder.

 

In den letzten siebzehneinhalb Minuten des Films wird nicht gesprochen.

 

Neft-Rating: 2.5 von 5

 

 

A Quiet Place: Tag eins

Jetzt ist es auch egal

 

Als ob jemand danach gefragt hätte, wird nun in diesem Prequel zu Teil 1 und 2 der Beginn der Alien-Invasion gezeigt. Statt auf dem platten Land befinden wir uns in Manhattan, das laut Vorspann-Text mit einem Grund-Sound von 90 Dezibel den Lärmgrad eines konstanten Schreis hat. Hier lernen wir die todgeweihte Samira kennen, die in einem Hospiz darauf wartet, dass ihr der Krebs den Rest gibt. Gerade als sie sich mit einem Krankenpfleger zum Pizza-Essen aufmachen will, kommen die blinden, aber sehr geräuschempfindlichen Aliens vom Himmel geflogen und stürzen die Stadt in Chaos.

 

Optisch und akustisch ist das ein sehr kompetent inszenierter Mix aus Katastrophen- und Creature-Horrorfilm. Im Hinblick auf die Geschichte handelt es sich um die längste Pizzawerbung ever. Aber immerhin bietet der Film ein paar gut gemachte Suspense- und Terrorszenen und einen der besten Katzendarsteller seit langer Zeit. Die anderen Darsteller*innen nerven wenigstens nicht, was für mich bei einem "Stilles Örtchen"-Film schon viel ist. Jospeh Quinn als Eric ist mir sogar richtig sympathisch: kein Macker, zeigt Angst und Gefühl, und holt doch auch unter Lebensgefahr die Medikamente und die Pizza, wenn es sein muss. Gut so!

 

Was die Logik angeht, stellen sich auch hier wieder ein paar Fragen, vor allem in Bezug auf das hypersensible Gehör der Kreaturen, die selbst aber einen Lärm erzeugen, dass einem im Kino das Toupet wegfliegen kann. Aber das mit der Logik ist in der Reihe eh längst egal und ich bin froh, dass wir bei „Tag eins“ nicht mehr über die Biologie und Motivation der Außerirdischen erfahren, denn das hätte es jetzt auch nicht mehr rausgerissen. Auch bin ich dem Film dankbar dafür, dass ich mich mit seiner Hilfe besser in Mäuse und andere Beutetiere hineinversetzen konnte. Die armen Tiere leben im Prinzip ständig in so einer Bedrohungssituation wie die Menschen nach dem Angriff der Aliens. 

 

Brauchen wir diesen Film: keineswegs!

Können wir Spaß mit ihm haben: Warum nicht? 

 

Trivia: Das Loch im Dach der Kirche sieht aus wie die Landkarte von Afrika. Zufall?

 

Neft-Rating: 3 von 5

 

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