· 

Livid – Das Blut der Ballerinas

Grausam und poetisch

Frankreich 2011    

 Regie: Alexandre Bustillo, Julien Maury                           

 Laufzeit: 92 Minuten

 

Handlung: Die junge Lucie macht ein Praktikum als Krankenpflegerin und kommt durch ihre Ausbilderin in die Villa der uralten, im Koma liegenden Ballettmeisterin Madame Jessel. Da bei dieser Frau ohne lebenden Nachwuchs angeblich ein Schatz verborgen sein soll, bricht Lucie in der Nacht mit ihrem Freund und dessen Bruder in die alte Villa ein, um nach Reichtümern für ein besseres Leben zu suchen. Statt Gold und Silber warten jedoch grauenhafte Geheimnisse auf die abenteuerlustigen jungen Menschen.

 

Besprechung: Bei diesem Film bin ich hin- und hergerissen. Einerseits liebe ich die langsame, atmosphärische erste Hälfte. Gerade auch, weil ich jahrelang Rollenspiele wie "Das Schwarze Auge" gespielt habe, gefällt es mir sehr gut, wenn drei junge Leute nachts in eine verwunschene Villa einbrechen und der Film sich Zeit dafür lässt, mich in dieses Geschehen zu involvieren. Allerdings hätten unsere Rollenspielcharaktere so einen Einbruch in ein großes, dunkles, altes Haus deutlich besser geplant.

 

Die Hauptdarstellerin ist charismatisch, das Setting toll, die Musik gediegen und die Kameraarbeit überdurchschnittlich. Auch ist die röchelnd atmende Alte  im Suspiria-Style wundervoll unheimlich. In der zweiten Hälfte wird der Film blutiger und bietet ein paar gut gefilmte Horrorsequenzen, aber manchmal scheint mir nun style over substance zu siegen. Ein paar bekannte gothic tropes rund um verwunschene Häuser, Geister, Vampire und Folterkeller werden neu und durchaus ansehnlich aufbereitet. Wirklich schlecht ist das keineswegs und die Verbindung von märchenhafter Stimmung und hartem Horror sehenswert. Dennoch schleicht sich bei mir zum Ende hin auch bei der zweiten und dritten Sichtung eine gewisse Enttäuschung ein. Vielleicht entgeht mir aber auch der tiefere Sinn der Hintergrundgeschichte um eine harte, kontrollierende Mutter und ihre abnormale Tochter. Vielleicht gibt es ja eine Verbindung zur Protagonistin, deren Mutter sich getötet hat. Und womöglich empfinden manche das Ende als tief berührend.

 

Gefilmt wurde in der Bretagne, und auch wenn der Film gar nicht viele Schauplätze zeigt und größtenteils in der Villa spielt: Irgendwie ist das auch wie ein stimmungsvoller Kurzurlaub.  

 

Trivia: Vier Jahre vor Livid präsentierten Alexandre Bustillo und Julien Maury ihr Langfilm-Debüt „Inside", das in meinen Augen neben Martyrs der härteste Film der „New French Extremity“ ist. Und vermutlich auch der Beste.

 

Die alte Ballettmeisterin röchelt nicht nur als ob sie die Mutter der Seufzer aus Dario Argentos „Suspiria" wäre, sie besitzt auch ein Zertifikat von der „Tanz Akademie“ in Freiburg, in der Suspiria" spielt. Ein schöner Knicks von Livid in Richtung des alten Klassikers.

 

Ausgebuffte Horrornerds entdecken im Film auch jeweils eine kleine Hommage an Halloween III" und American Werewolf".   

 

IMDB: 5.7 von 10

Letterboxd-Rating: 2.9 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 3 von 5

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0