Starker Grusler mit Klassikeranstrich
• USA 1985
• Regie: Stuart Gordon
• Laufzeit: 90 Minuten
Handlung: John Reilly reist mit seiner Frau Susan und seiner blinden Tochter Rebecca nach Italien, um ein besonderes Erbe anzutreten: ein im 12. Jahrhundert erbautes Schloss, das zuletzt von einer Herzogin bewohnt wurde. Die Familie Reilly ist in keiner guten Verfassung: Susan hat es ihrem Mann nicht vergeben, dass er betrunken in einen Autounfall verwickelt wurde, bei dem sein Sohn starb und die Tochter erblindet ist. Mittlerweile ist John trocken, leidet aber unter Schuldgefühlen und der Ablehnung durch seine Frau. Im Schloss wartet eine weitere unangenehme Überraschung auf die gebeutelte Familie.
Besprechung: Einerseits hat der Film etliche Zutaten früherer Stuart Gordon Filme: Jeffrey Combs und Barbara Crampton in den Hauptrollen, klassische Gruselfilmmusik mit richtigem Orchester, eine Geschichte, die von einer Lovecraft-Erzählung inspiriert ist (hier: „Der Außenseiter“). Andererseits ist das hier nicht die lustvolle Horror-Comedy voller Blut und Schleim wie wir sie aus "From Beyond" oder den Re-Animator-Filmen kennen. Stattdessen hat Stuart Gordon mit „Castle Freak“ einen ernsten Horrorfilm versucht, und das Ergebnis ist in meinen Augen sehr gelungen.
Dass die Vorlage von Lovecraft stammt, merkt man kaum. Die Geschichte vom schuldbeladenen Ex-Trinker und seinen Dämonen könnte auch gut von Stephen King verfasst worden sein. Allerdings spielt das Thema „Vererbung“ eine Rolle, etwas, das Lovecraft in Novellen wie „Der Fall Charles Dexter Ward“ oder Kurzgeschichten wie „Arthur Jermyn“ interessiert hat. Doch zurück zum Film: Combs und Crampton stellen hier unter Beweis, dass sie auch einen ernsten Film mühelos stemmen können. Jessica Dollarhide als erblindete Teenager-Tochter ist so etwas wie das Sympathie-Zentrum des Films, auch wenn der Fokus auf ihrem Vater liegt. Es gibt deutlich weniger Splatterszenen als in Gordons früheren Lovecraft-Adaptionen, aber der Film wirkt aufgrund seines düsteren Tons und der sehr guten praktischen Effekte brutaler. Vor allem eine Szene sexualisierter Gewalt ist unangenehm und erklärt vermutlich, warum der Film in Deutschland bis heute eine FSK 18 hat.
Der Film erinnert in seiner Haltung an ältere Gruselfilme (vor allem der 1960er) und bekommt durch sein italienisches Setting obendrein einen leichten Giallo-Einschlag. Die einzelnen Teile der Geschichte sind nicht neu, die Zusammensetzung fühlt sich aber frisch an und unterhält über die gesamte Laufzeit. Dabei schafft es der Film, seinen psychologischen Subtext um Kinder, die für die Sünden ihrer Eltern bestraft werden, weder zu aufdringlich noch zu flach zu präsentieren.
Trivia: Das im Film zu sehende Schloss liegt in der kleinen italienischen Stadt Attigliano und gehört dem Präsidenten von Full Moon Pictures, der für den Vertrieb von Castle Freak zuständigen Firma.
Vor dem Dreh trafen sich die Filmcrew und die Schauspieler*innen, um gemeinsam zu überlegen, was sie in einem Film gruselig finden. Ideen dieses Brainstormings wurden im Film genutzt.
Jonathan Fuller verbrachte jedes Mal sechs Stunden in der Maske, um den titelgebenden Freak spielen zu können. Außerdem nahm er ab, um seine Rolle gut glaubhaft spielen zu können.
IMDB: 5.9 von 10
Letterboxd-Rating: 3.1 von 5
Neft-Rating: 4 von 5
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