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The Endless

 Eindrucksvoller Film über einen Ufo-Kult

USA 2017    

 Regie: Justin Benson & Aaron Moorhead                           

 Laufzeit: 111 Minuten

 

Handlung: Justin ist mit seinem jüngeren Bruder Aaron vor zehn Jahren aus einem Ufo-Kult geflüchtet. Nun leben die beiden jungen Männer in prekären Verhältnissen und gehen regelmäßig zu therapeutischen Sitzungen, um ihre Gehirnwäsche zu „deprogrammieren“. Aaron bekommt ein Video zugeschickt, in dem ein Kultmitglied vom nahenden Aufstieg spricht. Justin wundert das, denn seiner Ansicht nach haben die Mitglieder der Ufosekte längst ihren „Aufstieg“ (also Massenselbstmord) begangen. Justin, der mit seinem jetzigen Leben unzufrieden ist, bittet Aaron, mit ihm noch einmal den Kult aufzusuchen und die Kindheitserinnerungen mit der jetzigen Wirklichkeit abzugleichen. 

 

Besprechung: Mit wenig Budget und viel Kreativität haben Aaron Moorhead und Justin Benson diesen tollen Film geschrieben, gedreht und gleichzeitig die Hauptrollen als ungleiches Brüderpaar übernommen. Schon mit „Resolution“ und „Spring“ konnten die beiden Regisseure ihr Talent für originelle Stoffe mit Lovecraft-Einschlag unter Beweis stellen, aber „The Endless“ ist in meinen Augen der bisher stärkste Film des Duos.  

 

Kulte faszinieren mich schon lange. Während meines Studiums der Vergleichenden Religionswissenschaft habe ich mich intensiv mit kleinen alternativen Glaubensgemeinschaften und ihren psychologischen Auswirkungen befasst. Ich finde es stark, wie ambivalent der Kult in „The Endless“ dargestellt wird. Liegt Justin richtig, wenn er in der zurückgezogenen Gemeinschaft gefährliche Gehirnwäsche am Werk sieht? Oder möchten wir es vielleicht doch eher wie Aaron sehen, der hier Geborgenheit und sinnstiftendes Miteinander sucht? Sind wir uns unserer eigenen Überzeugung sicher genug, um die Sichtweisen anderer als Hirngespinste abzutun? Oder wäre gerade dann selbst sektiererhaft?

 

Aus Kostengründen haben die Regisseure die Hauptrollen der beiden Brüder selbst übernommen, und machen ihre Sache sehr gut. Beide haben als Darsteller genug Charisma, um die Zuschauer*innen für die Geschichte einzunehmen, und Callie Hernandez (u.a. „Alien: Covenant“ und „Under the Silver Lake“) als Sektenmitglied Anna ist ebenfalls toll. Auch visuell macht der Film sehr viel aus seinen begrenzten Mitteln und lässt an den richtigen Stellen die Phantasie des Publikums für sich arbeiten. Stück für Stück müssen wir uns einer Wirklichkeit stellen, die unser Fassungsvermögen übersteigt und unsere bisherigen Annahmen in Frage stellt.

 

Der Film hat ein paar kleine Schwächen: Die Spannung mäandert eher als sich zu steigern, und das Pathos am Ende wirkt etwas aufgesetzt, vor allem in Verbindung mit dem Humor, den der Film hin und wieder erkennen lässt. Doch das ändert nichts daran, dass „The Endless“ ein sehr sehenswerter Film ist, der intelligent und eigenständig Fragen nach Glauben und Wissen mit einer Reflexion über das Medium Film und die Geschichte zweier Brüder verbindet, die sich voneinander emanzipieren müssen, um miteinander verbunden zu bleiben.  

 

Trivia: Moorhead und Benson nutzten den Song „House oft he Rising Song“ in stark abgewandelten Versionen als Soundtrack für „The Endless“, da die Lyrics dieses ursprünglichen Folk-Songs rechtefrei sind. Die bekannte Version der britischen Band „The Animals“ aus dem Jahr 1964 hätte die Filmemacher natürlich etwas gekostet.

 

Eine Szene, in der der Charakter Jennifer Fahrrad fährt, könnte eine Verbeugung vor John Carpenters Die Mächte des Wahnsinns sein. Der Horrorautor H.P. Lovecraft wird einmal im Film erwähnt und ist auch der Urheber eines dem Film vorangestellten Zitats: „Die älteste und stärkste Emotion der Menschheit ist Angst, und die älteste und größte Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten.“

 

Eine Sequenz des Films verbindet „The Endless“ mit einem früheren Film der Regisseure. In diesen Szenen stoßen Justin und Aaron auf Michael und Chris aus „Resolution“ (2012) und werden kurz Teil ihrer Geschichte. 

 

IMDB: 6.5 von 10

Letterboxd-Rating: 3.3 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 4 von 5

 

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