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Dagon

Cooles B-Movie nach H.P. Lovecraft

Spanien 2001      

 Regie: Stuart Gordon                            

 Laufzeit: 95 Minuten

 

Handlung: Paul und seine Freundin Barbara erleiden zusammen mit einem befreundeten Paar einen Bootsunfall nahe einer kargen Küste Spaniens. Paul und Barbara können sich in das heruntergekommene Fischerdorf Imboca retten. Dort wollen sie Hilfe für ihre Freunde holen, bekommen es aber mit einem Kult zu tun, der im katholischen Spanien einzigartig sein dürfte. Als die Nacht einbricht, dämmert den Schiffbrüchigen, dass es Schlimmeres geben könnte, als zu ertrinken.

 

Besprechung: Sirenenhafte Gesänge, atmosphärische Unterwasseraufnahmen, neblige Gassen, die sich zwischen alten Steinhäusern entlangschlängen! Und dann die schlurfenden, vermummten Bewohner des aus der Zeit gefallenen Ortes! Dieser günstige gedrehte Film nach Lovecrafts Erzählung „Schatten über Innsmouth“ und Motiven aus seiner Kurzgeschichte „Dagon“ ist ganz nach meinem Geschmack. Ich liebe die Atmosphäre, die Kreaturen, das mittelprächtige Schauspiel, die Musik und die eine, richtig harte Szene. Vor allem aber bin ich ein Fan des Hauptcharakters mit seinem ernsten Blick hinter den Brillengläsern. Am Anfang will er keinen Sex mit seiner Freundin, was ja mal vorkommt, aber wenn es in einem Film gezeigt wird, nicht ohne Bedeutung ist. Ist Paul ein bisschen verklemmt, genervt von seiner Freundin, oder ist er vielleicht eigentlich homosexuell oder anderweitig kein handelsüblicher Hetero? 

 

Nein, der Film ist nicht brillant geschnitten und könnte manchmal etwas mehr Tempo vertragen. Auch die CGI-Effekte am Anfang sind nicht so toll, und das Schauspiel bewegt sich – wie gesagt – nicht auf höchstem Niveau. Aber die Ausstattung, die Attitüde, die Atmosphäre machen diesen Film zu einem richtig tollen Lovecraft-Grusler, der obendrein in der Unterströmung unaufdringlich und ohne intellektuelle Ambitionen ein spannendes Thema mitschwimmen lässt: Die angstbesetzte Suche nach der eigenen, nicht heteronormativen sexuellen Identität, die hier bis in den nichtmenschlichen Bereich führt.

 

Trivia: Paul trägt ein T-Shirt der Miskatonic Universität, bei der es sich um eine Erfindung Lovecrafts handelt.

Imboca lässt sich grob aus dem Spanischen mit „Innsmouth“ übersetzen. 

 

Dagon ist übrigens eine Gottheit, die schon im Alten Testament erwähnt wird. Es handelt sich um den von Assyrern angebeteten Vater des Gottes Baal. Der jüdische Jahwe duldete keine anderen Gottheiten neben sich, so dass in den jüdischen Schriften aus Baal, Dagon, Moloch und einigen anderen dämonische Götzen wurden. 

 

Der Film befand sich 15 Jahre im Produktionsstatus.

 

Regisseur Stuart Gordon verdanken wir weitere coole, lovecraft-inspirierte Horrorfilme wie Der Re-Animator, From Beyond oder Castle Freak – und das Drehbuch zum Hollywoodhit „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“.

 

IMDB: 6.2 von 10

Letterboxd-Rating: 3.1 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 4 von 5

 

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