Effektvolles Spektakel mit großen Vorbildern
• Kanada 2016
• Regie: Jeremy Gillespie, Steven Kostanski
• Laufzeit: 90 Minuten
Handlung: Der Polizist Daniel Carter entdeckt auf einer öden Streife nachts am Waldrand einen verletzten und verstörten jungen Mann und fährt ihn ins nächste Krankenhaus. Hier ist kaum was los und es arbeitet nur eine teils schlecht ausgebildete Rumpfbesetzung. Diese bekommt bald von außen Besuch von finsteren Kultisten und im Inneren von einem noch größeren Übel.
Besprechung: Bei den großen Alten! Was Gillespie und Konstanski 2016 mit einem absoluten Minibudget von 80.000 Dollar auf die Beine gestellt haben, bekommen andere nicht mit 8 Millionen hin. Ja, die Schauspieler*innen agieren nicht oscar-verdächtig, aber für eine mittelmäßige US-Fernsehserie reicht es allemal. Die Charaktere sind eher flach gezeichnet und die Dialoge nicht brillant, aber Plot, Pacing und praktische Effekte reißen es raus. Der Score ist phasenweise sogar richtig cool und die Bildgestaltung atmosphärisch. Vor allem aber lässt der Film es ganz schön krachen und bietet alles, was man sich von einem fiesen, lovecraft-inspirierten B-Movie wünschen kann. Oh, diese Effekte!
Erfahrene Horrorhasen erkennen einige große Vorbilder in „The Void“. Mal denkt man an Carpenters „The Thing“ oder „Die Fürsten der Dunkelheit“, mal an die Gates-of-Hell-Trilogie von Fulci, dann wieder an 1980er-Streifen wie „The Hidden“ oder Stuart Gordon Filme wie „Der Re-Animator“ (allerdings ohne deren Humor). Ein Maskenbild hat mich an „Hellraiser“ denken lassen, ein anderes an Cronenbergs „Die Fliege“, und hin und wieder hatte ich auch ein paar „Alien“-Vibes. Der Film ist aber keine seelenlose Kopie, sondern eine leidenschaftliche Hommage, die genug in den Mixer wirft, um einen ganz eigenen Cocktail zu kreieren. Die Zutaten sind allesamt nicht neu, aber das Ergebnis ist stimmig, nicht zu vorhersehbar und bietet sogar etwas Stoff zum Nachdenken.
Schwächen hat der Film in der Figurenzeichnung. Die Charaktere könnten etwas sympathischer sein. Für meinen Geschmack gibt es wieder etwas zu viel Dummheit und Zickerei in der kleinen Schicksalsgemeinschaft. Und die Schlusseinstellung vor dem Green-Screen sieht leider billig aus, was aber auch beweist, dass „The Void“ es ansonsten gut schafft, sein extrem niedriges Budget zu kaschieren.
Trivia: Der Film wurde per Crowdfunding finanziert. Gedreht wurde der Film in einer geschlossenen Schule, die danach abgerissen wurde. Die beiden Regisseure schrieben auch das Drehbuch zu „The Void“ und sagten später, sie seien bei ihrem Film von Guillermo del Toro inspiriert worden. Der hatte nämlich erfolglos an einer Verfilmung der Lovecraft Novelle „Berge des Wahnsinns“ gearbeitet und gesagt, er wolle Lovecraft auf eine Weise inszenieren, wie es noch nie zuvor jemand getan habe.
Nicht zu verwechseln mit dem SF-Thriller „The Void“ (USA 2001)
IMDB: 5.9 von 10
Letterboxd-Rating: 3 von 5
Neft-Rating: 3.5 von 5
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