· 

Das Omen

Alberne Geschichte stark verfilmt

 USA, Großbritannien 1976     

 Regie: Richard Donner                            

 Laufzeit: 111 Minuten

 

Handlung: Zur 6. Stunde des 6. Juni bekommt Katherine Thorn ein Kind, das jedoch gleich nach der Geburt stirbt. Ihr Mann, US-amerikanischer Botschafter in Rom, hat Angst, dass seine Frau diese Wahrheit nicht ertragen könnte. Auf Anraten eines Paters adoptiert Robert Thorn ein zur gleichen Zeit geborenes Baby, dessen Mutter bei der Geburt verstorben ist. Katherine Thorn weiß nicht, dass der Kleine gar nicht ihr Sohn ist. Und Robert ahnt noch nicht, welchen Satansbraten er da ins Haus geholt hat.

 

Besprechung: „Der Exorzist“ war 1973 ein sensationeller Kassenerfolg. So ließ sich Hollywood nicht lange bitten und brachte 1976 einen weiteren Okkult-Schocker christlicher Prägung ins Kino, der sich durchaus vom Exorzisten inspiriert zeigte, aber eine epischere Geschichte erzählte. Diesmal wird der Antichrist persönlich geboren, um das Weltende einzuläuten. Aufmerksame Leser*innen der Johannesapokalypse wissen, dass die Geschichte etwas komplizierter ist und am Ende natürlich Gott und der Messias den Sieg davontragen. Kurz: Man macht es sich nicht gerade einfach, wenn man eine symbolüberladene Endzeit-Vision wie die Johannes-Apokalypse zur Basis eines Horrorfilms nimmt. Denn sowohl dem bibelfesten Theologen als auch der nüchternen Atheistin muss die Hollywood-Umsetzung reichlich fadenscheinig vorkommen. Hinzu kommt hier, dass das Drehbuch noch ein oder zwei Überarbeitungsrunden gebraucht hätte, um es von kleineren Längen und Dummheiten zu befreien. So wirkt der Film gerade heute (also mindestens 666 Teufelsfilme später) etwas albern und altbacken. Dass „Das Omen“ trotzdem ein ziemlich guter Gruselfilm ist, liegt nicht allein am kernig aufspielenden Altmimen Gregory Peck, sondern vor allem auch an der oscarprämierten Musik von Jerry Goldsmith und der extravaganten Kameraarbeit von Gilbert Taylor. Mit dieser starken Unterstützung gelingen Regisseur Donner etliche eindrucksvolle Szenen, bei denen sich die Vernunft des Horrorfans zu gerne einer Alptraumlogik ergibt. Wer an einer ausgeprägten Hundephobie leidet, sollte einen Bogen um den Film machen, oder ihn im therapeutischen Setting zur Desensibilisierung nutzen. Die für mich gruseligste Szene hat mit einer Schere und Haaren zu tun. Für andere sind es vielleicht der nächtliche Besuch auf dem etruskischen Friedhof oder die Augen des Kindermädchens, wenn es im Krankenhaus zur finsteren Tat schreitet. 

 

Subtil ist an dem Film wenig, aber als kritische Zuschauerinnen kann man sich einen Spaß daraus machen, zu überlegen, dass Damien ein ganz normales Kind in einer zu reichen Familie weißer angelsächsischer Protestanten ist: der Vater zu alt und anderweitig beschäftigt, die Mutter zu verhätschelnd (inklusive Küsschen auf den Mund) – aus Schuldgefühlen, weil sie insgeheim von dem dreiradfahrenden Kuckuckskind genervt ist und viel weniger Zeit mit ihm verbringt als die jeweiligen Kindermädchen. Wundert es da, wenn der Kleine lieber Zeit mit einem Rottweiler und der Nanny verbringt und auf scheinheilige Kirchenbesuche verzichtet? 

 

Regisseur Donner wollte eigentlich offenlassen, ob es sich bei Damien wirklich um den Antichristen handelt oder nicht auch eine andere Lesart der Ereignisse denkbar ist. Aber Drehbuchautor David Seltzer setzte sich durch, vermutlich auch deshalb, weil der mega-erfolgreiche Exorzist auch wenig Spielraum für eine rein weltliche Erklärung gelassen hatte. So haben wir hier also einen bierernsten religiösen Verschwörungsthriller mit Tierhorror-Elementen und (für die damalige Zeit) richtig fiesen Unfällen/Morden, der keinen doppelten Boden besitzt, dessen Bedrohungsgefühl angesichts einer unverständlichen Welt in den Händen störanfälliger Machthaber aber heute noch so stichhaltig wirkt wie 1976.

 

Trivia: Hollywood-Legende Gregory Peck war gar nicht die erste Wahl für den Film. Tatsächlich hatte die Produktionsfirma zunächst Charlton Heston, Roy Scheider und William Holden ins Auge gefasst, die aber alle ablehnten. Dass Peck schließlich für eher schlappe 250.000 Dollar die Rolle von Robert Thorn übernahm, kann als Glück für den Film betrachtet werden. Aber auch als Glück für Peck, der pfiffig in seinem Vertrag eine Gewinnbeteiligung von 10 Prozent aushandelte. „Das Omen“ wurde ein riesiger Erfolg, spielte 60 Millionen Dollar ein, eine Summe, die man mit 5.5 multiplizieren muss, um den heutigen Wert zu errechnen. Solche Zuwendung vom finsteren Gott Mammon hat natürlich ihren Preis. So ereigneten sich rund um den Filmdreh etliche Pannen, Un- und sogar Todesfälle. Aufschluss darüber gibt die Dokumentation „The Curse of ‚The Omen‘“ (2005). Wer es kurz zusammengefasst lesen will, wird hier fündig. Es bleibt dabei: Aberglaube bringt Unglück. Um die Trivia-Rubrik bodenständig abzuschließen: Damien-Darsteller Harvey Stephens bekam die Rolle als Vierjähriger, nachdem er Regisseur Donner auf dessen Drängen hin angegriffen und obendrein in die Hoden geschlagen hatte. 2017 wurde Stephens, mittlerweile Bauunternehmer, wegen Körperverletzung verurteilt. Er hatte zwei Radfahrer zusammengeschlagen, die nebeneinander auf der Straße radelten. 

 

IMDB: 7.5 von 10

Letterboxd-Rating: 3.6 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 3.5 von 5

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 8
  • #1

    Steffelowski (Samstag, 13 April 2024 23:40)

    Eine meiner absoluten Genre-Lieblinge. Eine der wenigen Filme, bei denen ich mich so richtig gegruselt habe und bei dem ich die sich allmählich steigernde Spannung so intensiv wie selten empfunden habe. Das Ganze dann noch potenziert durch Goldsmiths wirklich auf den Punkt komponierte Musik. Danke dafür, Herr G. Der einzige wirklich ganz grober Schnitzer ist die Szene auf dem Friedhof in Italien. Das hätte man kaum schlechter (= billiger) machen können.
    Die während der Dreharbeiten verworfene dee, es offen zu lassen, ob Damien wirklich der Sohn des Teufels ist, merkt man dem Film an einigen Stellen noch an und wird sogar noch stärker im zweiten Teil (Damien - Omen II) spürbar. Da hätte man gern noch etwas mehr draus machen können. Überhaupt, Teil 2 ist grundsätzlich auch nicht verkehrt und bietet neben den originellen Kills auch noch ein wenig Sozialkritik. . Leider spielt hier Robert Foxworth mit, ein Schauspieler, den ich aus tiefstem Herzen verabscheue. Er mich aber vermutlich auch. Na, soll er halt….

  • #2

    Anselm (Montag, 15 April 2024 12:36)

    Ha, ich mag die Szene auf dem Friedhof ja besonders gerne. Tolle Hammer-Horror-Atmosphäre. Klar, über das Schakalskelett kann man streiten, aber das Baby reißt es für mich wieder nach oben. Conspiracy! Robert Foxworth hatte ich bisher nicht auf dem Zettel, aber immerhin spielt er in Omen 2 ja eine fiese Rolle, da passt deine Antipathie doch gut. In welchem Alter hast du denn Das Omen zum ersten Mal gesehen? Ich zu spät (20 oder so), um ebenso beeindruckt zu sein wie du.

  • #3

    Steffelowski (Dienstag, 16 April 2024 21:08)

    Die Szene auf dem Friedhof passte nicht in den Rest des Films. Leider wurde ihm damit ein gutes Stück an Glaubwürdigkeit genommen, soweit man das überhaupt über einen Film wie Das Omen sagen kann. Da hätte man vielleicht noch ein paar Dollar ins Budget pumpen können.
    Wann habe ich den Film gesehen`? Gute Frage. Ich weiß, dass es in meinen späten Teen-Jahre war, als vor Urzeiten. Da war ich noch naiv und leicht beeinflussbar. Dennoch hat der Film noch immer einen Platz in meinem Herzen. Grad neulich auf Disney+ den xten Rewatsch genossen.

  • #4

    Anselm (Mittwoch, 17 April 2024 13:42)

    Für mich war es mit der Glaubwürdigkeit eh nicht so weit her und ich fand das Friedhofssetting toll. Fandest du das billig gefilmt? Zu drüber? Oder stört dich vor allem inhaltlich der Schakal? Oder das die Hunde so bedrohlich inszeniert werden, dann aber doch nicht viel ausrichten?

  • #5

    Steffelowski (Sonntag, 21 April 2024 13:01)

    Der Vergleich mit Hammer hinkt hier ein wenig. Bei deren Prodiktionen gehörte das übertrieben künstliche zum Konzept. Ein schönes Beispiel für „Aus der Not (kein Budget) eine Tugend (eigenes Markenzeichen erschaffen) machen. Das artifizielle gehört zum Konzept und man legte es - ab irgendwann - sogar darauf an, dem Zuschauer auch den „Hammer Look“ bieten zu können.
    Bei „Das Omen“ wirkt die Szene auf dem Friedhof eben so gar nicht stimmig. Lässt man sich als Zuschauer auf dei Prämisse des Films ein, und nimmt diese als glaubhaft an, reisst besagte Szene aufgrund ihr Machart die vorher geschaffenen „Realität“ komplett die ein. Das habe ich als sehr störend empfunden. Hinzu kommt, deine Aussage, dass die Hunde letztlich keinen größeren Schaden anrichten. Da hätte ich mehr etwas mehr erwartet.

  • #6

    Steffelowski (Sonntag, 21 April 2024 13:04)

    Ach ja, mehr Hammer Films auf dieser Seite wäre übrigens mal ein echter Hammer. Da bin ich bestens im Thema. Leider geraten die Filme immer mehr in Vergessenheit. So zumindest mein Eindruck…..

  • #7

    Anselm (Montag, 22 April 2024 13:44)

    Ja, ich verstehe deinen Unmut über die Friedhofsszene. Und nochmals ja: Hammerfilme kommen. Bisher hat Hopsy ja nur "Der Fluch von Siniestro" (Curse of the Werewolf) im Programm, aber da kommen noch ein paar der Klassiker. Und auch Vincent Price soll noch ein paar Auftritte haben. Bis 666 Filme besprochen sind und das Projekt seinen Abschluss findet.

  • #8

    Steffelowski (Montag, 22 April 2024 16:10)

    Das ist mal eine sinnige Deadline ��