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Saint Ange – Haus der Stimmen

Eigenwilliger Art-House-Gruselfilm

 Frankreich, Rumänien 2004     

 Regie: Pascal Laugier                            

 Laufzeit: 98 Minuten

 

Handlung: 1958 in den französischen Alpen. Die junge Anna tritt eine Stelle als Haushälterin in einem Waisenhaus an. Dort ist vor Kurzem ein Junge auf mysteriöse Weise im Waschraum gestorben und die übrigen Kinder wurden daraufhin zu anderen Orten gebracht. Nur die erwachsene, geistig behinderte Waise Judith ist dageblieben. Sie gehört zu den Kriegswaisen, die Ende des zweiten Weltkriegs hier untergebracht waren. Bald hört und sieht Anna Dinge, die sie an Geister denken lassen. Aber die Köchin Helenka, die bemerkt hat, dass Anna schwanger ist und versucht es zu verbergen, erklärt diese Sichtungen zu Halluzinationen. Aber ganz so einfach ist es nicht.

 

Besprechung: Ich finde es schwierig, diesen Film zu bewerten. Er wirkt auf mich wie ein vermurkstes Meisterwerk. Die Fotografie mit ihren natürlichen und doch intensiven Farben ist großartig, die Bildgestaltung meist auf unaufdringliche Weise suggestiv (okay es gibt vielleicht ein Gewitter zu viel) und das Waisenhaus-Setting wird so in Szene gesetzt, dass gothische Träume wahr werden. Die Filmmusik von Joseph LoDuca ist manchmal sehr stark, manchmal aber auch leider so pathetisch und im Vordergrund, dass bei mir das Gegenteil der wahrscheinlich gewünschten Wirkung eintritt. Generell hatte ich Probleme, mich ganz auf den Film einzulassen. An der Hauptdarstellerin Virgine Ledoyen kann es nicht gelegen haben, denn die spielt die junge Anna zwischen verletzter Unschuld und sich ihrer (psychotischen?) Stärke bewusstwerdenden Frau mit großer Überzeugungskraft und einem Charisma, das den Film trägt. Auch die anderen Darstellerinnen in "Saint Ange" sind sehr gut, vielleicht bis auf die etwas stereotype strenge Heimleiterin, die aber auch nur am Rande vorkommt. 

 

Die Geschichte verbindet zwei schreckliche Verbrechen miteinander und ist im Kern wie jede gute Geistergeschichte tragisch. Im ersten Teil des Films wird sie langsam und mehr als Drama erzählt, im zweiten Teil mit etwas mehr Zug, aber durchaus auch verwirrend und ohne eindeutige Erklärungen, was man wahlweise nervig oder inspirierend finden kann.

 

Ihr lest es heraus: Ich schwanke. Während des Guckens war ich nicht durchgängig gefesselt, aber im Nachhinein verfolgt mich der Film mit einer sonderbar verwunschenen und verstörenden Stimmung. Und inspiriert mich tatsächlich. Um aber nicht zu spoilern, halte ich mich mit meinen Überlegungen zurück.

 

So viel kann ich sagen: Pascal Laugier widmet sich schon in seinem ersten Spielfilm Frauen in psychischen Ausnahmesituationen und beweist, dass er ein sehr talentierter Regisseur mit eigener Vision ist. Dieser Film hier ist ganz anders als Laugiers Horrorbenchmark „Martyrs", aber unter der Oberfläche spürt man einen ähnlichen Zugang zur Welt.

 

Trivia: Um die Schwangere zu verkörpern, trug Ledoyen am Set eine entsprechende Latex-Attrappe um den Bauch geschnallt. Die Schauspielerin erklärte später, dass das harte körperliche Arbeit gewesen sei und obendrein das Latex an heißen Drehtagen angefangen habe, zu schmelzen und zu jucken. In dem 2009 von Xavier Sayanoff und Tristan Schulmann gedrehten Dokumentarfilm „Viande d'origine française“ (auch bekannt als „French Meat“ oder „New French Horror“) wird „Saint Ange“ als ein Film der neuen harten Horrorwelle aus Frankreich besprochen, die ab den frühen 2000ern Horrorfans weltweit begeisterte. Dabei ist „Saint Ange“ allerdings im Vergleich zu typischen Vertretern dieser „Welle“ wie „High Tension", „Inside" oder „Martyrs" (kommen alle noch auf Hopsy zu ihrem Recht) vergleichsweise unblutig und subtil.

 

IMDB: 5 von 10

Letterboxd-Rating: 2.8 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 3.5 von 5

 

 

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