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Dawn of the Dead (2004)

Zackiges Klassiker-Remake

USA 2004     

 Regie: Zack Snyder                            

 Laufzeit: 104 Minuten

 

Handlung: Krankenschwester Ana wacht über Nacht in einem Alptraum auf. Das kleine Nachbarsmädchen steht plötzlich zerlumpt im Flur, beißt Anas Mann in den Hals und kurz nachdem dieser verblutet ist, steht er auch schon wieder auf, um Jagd auf Ana zu machen. Wir wissen längst: Die Zombie-Apokalypse hat mal wieder begonnen. Und wie im Original von 1978 verschanzt sich schließlich eine kleine zusammengewürfelte Gruppe (darunter Ana) in einer Shopping-Mall. Hier gibt es alles im Überfluss, während draußen vor den Toren die Untoten mehr und mehr werden. Aber auch die noch Lebenden sind nicht nur freundlich zueinander.

 

Besprechung: Zack Snyder hat sich an eine Neuverfilmung des Romero-Klassikers "Dawn of the Dead" gewagt und der apokalyptischen Geschichte seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Das heißt: tiefgründig, gesellschaftskritisch oder satirisch ist hier nichts. Die Charaktere und ihre Dialoge könnten aus Comics für 14-jährige stammen, die Farbgebung zum Teil auch. Das Gute daran ist: Der Film gibt nie vor, etwas anderes zu sein als ein rabiater Streifen für den inneren Jugendlichen. Wie im wegweisenden britischen Zombiefilm 28 Days Later" (2002) rennen die Zombies hier und werden teilweise von einer Digitalkamera gefilmt. Das bringt ordentlich Dynamik in den teils hektisch geschnittenen Film. Die Bedrohung ist hier weniger schleichend, sondern eher explosiv, startet ziemlich früh im Film und geht bis in den Abspann weiter. Snyder passt so das Anfang der 2000er eher vor sich hinschlurfende Zombiethema an die Sehgewohnheiten einer Generation an, die 1978 noch nicht geboren gewesen ist.

 

Die Zombiesause macht mir einigen Spaß: Es gibt eine ganze Reihe starker Effekte, einige eindrucksvoll fiese Szenen, ein cooles Kaufhaussetting, ein flottes Pacing und ein Darsteller*innen-Ensemble, das die flach gezeichneten Figuren immerhin so verkörpert, dass zumindest ich keine Langeweile verspüre. Weniger gelungen finde ich, dass hier so viele dumme und miese Charaktere herumlaufen. In Die Nacht der lebenden Toten war die Botschaft, dass der Mensch des Menschen größter Feind ist, noch halbwegs originell und gut dargeboten. Hier ist sie reines Mittel zum Zweck: Das übliche Gepöbel der Alpha-Männchen soll zusätzlichen Schwung in den Film bringen. Klappt irgendwo auch, ist aber dumm. Und Menschen würden sich real in Krisensituationen mit großer Wahrscheinlichkeit vernünftiger und kooperativer verhalten. Ich denke auch, dass Filme wie dieser hier spannender wären, wenn sich die absolute Mehrheit der Figuren intelligent und moralisch integer verhalten würde. 

 

Trotz der genannten Schwächen ist das ein satter Zombiefilm mit einigen starken Szenen und ein paar poppigen Bildern, die man lieben oder hassen kann. Auf jeden Fall kann man hier in gut 100 Minuten erleben, wofür The Walking Dead später einige Staffeln gebraucht hat. Man kann den Film übrigens auch in einer Sprache gucken, die man nicht versteht, ohne dass es ihm schaden würde. Ich habe den Film 2004 in einem Kino in der Nähe von Barcelona auf Catalán gesehen und nicht das Gefühl gehabt, etwas Entscheidendes zu verpassen. Vielleicht ist das sogar das bessere Seherlebnis.

 

Trivia: Die Kinofassung ist nur 96 Minuten lang. Der hier besprochene Director’s Cut bietet etwas mehr Figurenzeichnung und ein paar Gewaltszenen, die im Kino nicht zu sehen gewesen sind. In Bezug auf die Musik setzte sich Regisseur Snyder gegen die Produzenten durch und brachte zum Beispiel Johnny Cashs „The Man Comes Around“, „Don’t Worry, Be Happy“ von Bobby Ferrin und „Down With The Sickness“ von Disturbed unter. 

 

George R. Romero hatte gegen das fertige Remake seines Films ein paar Einwände, gab aber zu „überraschend beeindruckt“ zu sein. Snyder zollte dem Klassiker durch einige Anspielungen Tribut und durch Kurzauftritte von Maskenbilder-Legende Tom Savini als Sheriff, Ken Foree als Fernsehprediger und Scott H. Reiniger als General. Alle drei hatten auch im Original mitgespielt.

 

Wer genau hinsieht, stellt fest, dass das Blut der Zombies je nach Verwesungsgrad eine andere Farbe aufweist. Es sind die kleinen Dinge, die diesen Film für Zombie-Liebhaber sehenswerter machen als beispielsweise einen World War Z".

 

IMDB: 7.3 von 10

Letterboxd-Rating: 3.4 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 3.5 von 5

 

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