2,5 Stunden Zombie-Epos mit Matthias Schweighöfer
• USA 2021
• Regie: Zack Snyder
• Laufzeit: 148 Minuten
Handlung: In Las Vegas ist eine Zombie-Plage ausgebrochen. Das Militär konnte den befallenen Teil noch mit Containern abriegeln, aber irgendein zwielichtiger Geschäftsmann hat noch eine Riesensumme in einem Safe in der Glücksspielstadt gebunkert. Auftritt Scott Ward. Der ehemalige Soldat und jetzige Restaurantbetreiber erhält den Auftrag, sich eine Gruppe furchtloser Gefährten zusammenzustellen und das Geld aus der Gefahrenzone zu holen. Der deutsche Dieter ist zwar nicht ganz so unerschrocken, muss aber auch mit. Denn nur er weiß wie man komplexe Sicherheitssysteme überwindet.
Besprechung: Ein etwa 80 Millionen teurer, zweieinhalb Stunden langer Zombiefilm von Zack Snyder ("Dawn of the Dead", "300", "Watchmen") mit Muskelmann Dave Bautista in der Hauptrolle und Matthias Schweighöfer als lustiger Sidekick "Dieter" -- wohin soll das führen? In eine tonale Achterbahnfahrt zwischen Action, Horror, Endzeit-Fantasy, Comedy, Heist-Movie und leider auch ein bisschen Vater-Tochter-Drama. Das Ganze ist gut gemacht, die Actionszenen treten Arsch, an platzenden Köpfen, zubeißenden Untoten und sprudelndem Blut mangelt es nicht. Der Film zeigt aber auch, dass Zombies wirklich totgeritten sind und nach zig Filmen, Serien und Computerspielen ihr erschreckendes, anarchisches und gesellschaftskritisches Potenzial eingebüßt haben. Und obwohl der Film an Blut und Gewalt nicht spart, wirkt er doch irgendwie inhaltlich wie optisch steril und harmlos, und auch einfach weniger gruselig und hart als „Dawn of the Dead", das Zombieklassiker-Remake, das Snyder 2004 gedreht hat. Der Regisseur scheint das zu wissen, und vielleicht aus kommerziellen Gründen auch kalkuliert zu haben, und versucht deshalb, dem untoten Subgenre mit ein paar netten Ideen Leben einzuhauchen: ein abgeriegeltes, zombieverseuchtes Las Vegas auf das ein sprachlich stark an Trump erinnernder US-Präsident eine Atombombe werfen will, ein Zombietiger, der Siegfried und Roy gehört hat, schlafende Untote, mit denen man eine Art lebensgefährliches Mikado spielen kann, Zombies als Testobjekte für Sprengfallen und zu guter Letzt auch noch emotionale Alpha-Zombies, deren Haut an Buttercremetorte erinnert.
Das ist durchaus unterhaltsam, wäre aber noch unterhaltsamer, wenn der Film nicht mit platten human interest Passagen gestreckt worden wäre, die weder passen noch interessant sind. Überhaupt ist der Film dann am besten, wenn nicht geredet wird, denn die Dialoge und der Humor sind vermutlich von einer KI für den durchschnittlich intelligenten weißen hetero cis Mann und seine duldsame Freundin entwickelt worden. Nicht schlimm, aber tausendmal gehörter Verblendungszusammenhang. Dabei trifft die Schuld diesmal nicht Matthias Schweighöfer, denn der spielt seinen „Dieter“ wirklich gut und sorgt für die lustigsten Stellen im Film. Army of the Dead ist hübsch anzusehen (allerdings so, wie moderne Videospiele hübsch anzusehen sind) und macht Spaß, wenn man sein Selbstbild nicht zwingend mit gehobenen Ansprüchen verknüpft hat. Er ist nur etwa 45 Minuten zu lang.
Trivia: Die Idee zu dem Film hatte Snyder schon während der Dreharbeiten zu seinem Remake von „Dawn of the Dead". Dann aber dümpelte das Skript jahrelang bei Warner Brothers herum, bis Netflix 2018 die Rechte kaufte und Snyder mit Regie und Kamera beauftragte. Die Schauspieler*innen mussten unter Snyder ein „Zombie Boot Camp“ absolvieren, um zu lernen, wie sie mit Waffen und Zombies vor der Kamera umgehen. Der Einzige, der im Umgang mit Waffen als Schauspieler bereits voll ausgebildet war, war Schweighöfer. Der aber sollte ja ausgerechnet einen Safeknacker spielen, der NICHT mit Waffen umgehen kann. So musste Schweighöfer also üben, besonders ungeübt zu wirken.
Es existiert ein im gleichen Jahr auf Netflix veröffentlichtes Prequel zu „Army of the Dead“: In „Army of Thieves“ hat Schweighöfer die Hauptrolle. Da es sich um ein reines Heist-Movie handelt, wird er nicht auf Horror & Psychologie besprochen.
Noch ein Hinweis für Nerds: Am Anfang kann man zwei UFOs sehen, als der Militärtransport die berüchtigte Area 51 verlässt. Sind die Zombies vielleicht Aliens?
IMDB: 5.8 von 10
Letterboxd-Rating: 2.5 von 5
Neft-Rating: 3 von 5
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