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Psycho III

Es bleibt spannend. Irgendwie.

USA 1986      

 Regie: Anthony Perkins                            

 Laufzeit: 93 Minuten

 

Handlung: Die junge Nonne Maureen versucht, sich selbst zu töten, sorgt aber in dem Tumult auf dem Klosterturm dafür, dass eine andere Schwester abstürzt und stirbt. Verzweifelt verlässt sie das Kloster, lässt sich als Anhalterin von einem schmierigen Typen mitnehmen und soll zu Sex genötigt werden. Sie verlässt das Auto, irrt durch die Nacht und kommt so zum Motel von Norman Bates. Norman sieht in der Frau eine große Nähe zu Marion Crane, die einst „seine Mutter“/er umgebracht hat. Es entsteht eine besondere Nähe zwischen den beiden Außenseitern. Dummerweise heuert Norman den schmierigen Typen als vorübergehenden Motelleiter an. Und spricht auch wieder sehr viel mit seiner Mutter…

 

Besprechung: Diesmal hat sich Norman Bates, also Anthony Perkins, gleich selbst in den Regiestuhl gesetzt. Das Drehbuch stammt von Charles Edward Pogue, der im gleichen Jahr das Skript für Cronenbergs „Die Fliege“ geschrieben, ansonsten aber im Horrorgenre nichts Nennenswertes beigesteuert hat. Die Geschichte ist auch diesmal interessanter, als man es bei einer weiteren Fortsetzung erwarten sollte. So kreist der Film mit der suizidalen Ex-Nonne und dem mörderischen Norman Bates um das Thema der christlichen Schuldfixierung und Dämonisierung von Sexualität, durch die alles nur noch schlimmer wird. In beiden Figuren und ihrer Beziehung zueinander scheint sogar so etwas wie Vergebung und Erlösung angelegt, wobei offen bleibt, ob der Film eine ernste Reflexion im katholischen Sinne oder eine Parodie darauf sein will. Zumindest ist das schwarzhumorige Element noch etwas stärker ausgeprägt als in Psycho II und die Brutalität wurde ebenfalls noch einmal gesteigert. Interessant ist auch, dass am Ende eine Schwesternrivalität wird zwischen Normans Mutter und seiner Tante thematisiert wird, die bei mir die Frage aufgeworfen hat, ob es nicht schon zwischen Marion und Lila Crane eine Rivalität gab. Ich meine: Marion ist die Geliebte von Sam Loomis, aber nachdem sie ermordet wurde, heiratet Lila Sam. Aber das hier nur am Rande. Wenn es um Psycho von 1960 geht, will ich etwas tiefer in das psychoanalytische Dickicht der Geschichte vordringen.

 

Psycho III ist ansprechend gefilmt, hat mit gut 90 Minuten keine nennenswerten Längen und kann auch mit dem experimentellen Score zumindest in einigen Sequenzen überzeugen. Auch ist Perkins wieder Klasse. Mein Problem mit dem Film ist, dass außer Norman Bates (!) keine sympathische Figur auftaucht. Der schmierige Typ ist eben genau das. Eine Reporterin, die Bates interviewen will, ist einfach nur storygeil und unsensibel, und die entsprungene Nonne hat mich leider von Anfang bis Ende hart genervt. Sie soll eine gequälte Unschuld darstellen, und das ist keine dankbare Rolle. Schlimmer noch: Diana Scarwid hat in meinen Augen einfach überhaupt kein Charisma. Ich muss den Witz bringen: Der ständig verheulte Backfisch hat mich einfach zu sehr an meine Mutter erinnert, als dass ich Psycho III wirklich genießen konnte. Harharhar! Anderen mag das anders gehen. Deswegen gebe ich halbwegs objektive 2.5 Sterne, denn schlecht ist dieser dritte Trip in das wohl bekannteste Motel der Filmgeschichte keineswegs.

 

Trivia: Anthony Perkins spielt auch hier wieder selbst Klavier. Schon in Psycho II konnte der Schauspieler, der mal eine Affäre mit dem weltberühmten Balletttänzer Nurejew hatte, in einer noch furioseren Klavierszene sein musikalisches Talent unter Beweis stellen.

Als Regisseur fand sich Perkins allerdings nicht so toll. So sagte er kurz vor seinem Tod in einem Interview mit „American Movie Classics“, dass er sein technisches Know-how für zu limitiert hielt, um einen wirklich guten Film zu drehen. Nach seinem Regie-Debüt Psycho III hatte er noch eine Horrorkomödie mit dem verheißungsvollen Titel „Der Dicke und die Schöne … zum Fressen gern“ gedreht. Der Selbstkritik zum Trotz muss ich sagen, dass es eine Menge schlechtere Filme als Psycho III gibt, und dass Perkins hier immerhin die Idee für einige ziemlich originelle Szenenübergänge hatte. So geht Norman Bates aus einer Tür im Krankenhaus raus und kommt durch eine andere Tür im Zimmer seiner Mutter wieder rein. Oder wir sehen einen Lichtspalt unter einer Tür, der in der nächsten Szene eine Messerklinge ist.

 

Und noch etwas Promi-Klatsch: Anders als Meg Tilly, die bei den Dreharbeiten zu Psycho II nicht gut mit Perkins klarkam, sprach Diana Scarwid danach ausnehmend gut über ihren Leinwandkollegen. Die Nacktszene spielte dann aber doch nicht sie selbst, sondern ein Double: Scream Queen Brinke Stevens.

 

IMDB: 5.5 von 10

Letterboxd-Rating: 2.8 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 2.5 von 5

 

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