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Alien 3

Besonders düster und mit verschenktem Potenzial

 USA 1992        

 Regie: David Fincher                             

 Laufzeit: 114 Minuten

 

Die Handlung setzt gleich nach Aliens – Die Rückkehr an: Lt. Ripley, das von ihr gerettete Mädchen Newt, Corporal Hicks und der massiv beschädigte Android Bischop konnten vom Mond LV 426 entkommen und sind auf dem Rückweg zur Erde. Leider haben sie einen Facehugger an Bord, eine Lebensform aus dem Alienzyklus, die sich ans Gesicht eines Menschen klammert und ihm einen Parasiten einpflanzt, der dann später als kleines Alien aus dem Brustkorb ausbricht. Das säurehaltige Blut des Facehuggers löst ein Feuer im Raumschiff aus und zwingt die Besatzung dazu, sich in einer Rettungskapsel abzusprengen und auf dem Planeten Fiorina 161 notzulanden. An diesem Ort mit dem Spitznamen Fury 161 existiert eine Mineralerz-Raffinerie und ein Straflager für besonders üble Jungs. Die wegen Mord, Vergewaltigung und Kindesmissbrauch verurteilten Männer haben seit Jahren keine Frau mehr gesehen. Und ein Alien noch nie. Beides ändert sich nun.

 

Besprechung: Das Regiedebüt von David Fincher, der später mit Filmen wie Sieben, „Fight Club“ oder „Panic Room“ Kinogeschichte schreiben sollte, stand unter keinem guten Stern. Einerseits entschieden sich das Studio 20th Century Fox und die Produzenten (nach zig Drehbuchversionen und dem Versuch, Ridley Scott als Regisseur zurückzugewinnen) für einen Neuling, um den dritten Teil einer Reihe zu drehen, die bisher zwei sehr erfolgreiche Filme und instant classics aufzuweisen hatte. Andererseits vertrauten sie ihm dann nicht genug, um ihn seine Vision umsetzen zu lassen. Fincher sagte 2009 in einem Interview im Guardian, dass niemand den Film mehr hasse als er selbst. Die Produktionsgeschichte von "Alien 3" ist ein Horrorfilm für sich. So wurden beispielsweise 7 Millionen Dollar des stattlichen Budgets von über 50 Millionen Dollar für Filmsets verwendet, die gar nicht genutzt wurden, weil das Drehbuch ständig umgeschrieben wurde. 

 

Wie auch immer: Das Ergebnis ist ein eigenwilliger, nicht sehr runder Film, dem man anmerkt, dass er das Potenzial zu etwas Großem gehabt hätte. So ist beispielsweise die Idee mit dem Straflager für 25 Schwerverbrecher, die drolligerweise alle gleich zwei Y-Chromosomen haben, also besonders „männlich“ sein sollen, durchaus cool. Auch dass diese „übermännlichen“ Typen zu Mönchen eines christlich-apokalyptischen Kultes geworden sind, um mit sich wieder ins Reine zu kommen, liest sich auf dem Papier interessant. Leider macht der Film wenig aus seiner Prämisse. Auch die Fragen rund um Mutterschaft und Abtreibung sind zu kurz angerissen, um den Film zu einem befriedigenden Ganzen zu machen. Man hat den Eindruck, dass niemand wusste, ob das hier einfach ein krawalliger Horror-Action-Film oder auch eine düstere Reflexion werden soll.  

 

Dennoch hat der Film seine Stärken. Sigourney Weaver spielt Ellen Ripley einmal mehr nuancenreich und voller Charisma, Charles Dance als Dr. Clemens ist eine tolle zweite Hauptfigur, die Atmosphäre ist dicht und düster und steht mit einem Fuß im Nihilismus, dem Ripley kaum noch etwas entgegenzusetzen hat. Aber eben doch nicht nichts! Das Ende ist dementsprechend richtig stark, und Mut kann dem Film keineswegs absprechen.   

 

Unterm Strich bleibt ein nicht rundum befriedigender, aber interessanter Film, der sowohl Finchers Potenzial andeutet als auch zeigt, dass sich mit dem Alien-Franchise durchaus noch etwas anstellen lässt.  

 

Trivia: Im 30 Minuten längeren „Assembly Cut“ (einer 2003 veröffentlichten restaurierten Version des Rohschnitts) haben manche Figuren etwas mehr Tiefe und Finchers Religionskritik wird etwas deutlicher, es bleiben aber die Schwächen des Films: Das Alien sieht in den CGI Momenten aus wie eine luftig leichte 2D-Figur aus einem Computerspiel der 1990er, die Dramaturgie kippt in der Mitte aus Gründen, die ich nicht spoilerfrei nennen kann, Ansätze von versuchtem Humor und Pathos passen überhaupt nicht in den Film und die zweite Hälfte wirkt größtenteils leider eher wie eine Aneinanderreihung von Wiederholungen.

 

 

Obwohl der Film an den Kinokassen gut funktionierte, kam er bei Fans und Kritiken damals nicht gut an. Finchers Karriere begann zu wackeln, bevor sie richtig begonnen hatte. Ein Grund, warum er doch in Hollywood weitermachen konnte, war Sigourney Weaver, die sich öffentlich für ihn einsetzte. Durchaus so energetisch wie die von ihr gespielte Ellen Ripley brachte sie in Interviews zum Ausdruck, dass das 20th Century Fox Studio mit seinen kruden Entscheidungen die Arbeit für Fincher nahezu unmöglich gemacht hätte, und dass der junge Mann exzellente Arbeit leisten könne, wenn man ihm weitere Chancen gebe.

 

IMDB: 6.4 von 10

Letterboxd-Rating: 2.9 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 3 von 5 

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