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Aliens – Die Rückkehr

Mehr Aliens, mehr Action, mehr Kleinfamilie

 USA 1986        

 Regie: James Cameron                             

 Laufzeit: 137 Minuten

 

Handlung: Nach den Ereignissen aus Alien – Das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt verbringt Lieutenant Ellen Ripley 57 Jahre im Kälteschlaf, bevor ihr durchs Weltall trudelndes Rettungsfahrzeug Narcissus entdeckt und geborgen wird. Zurück auf der ihr nun fremd gewordenen Erde, leidet sie unter Alpträumen. Sie erfährt, dass auf dem Mond LV-426, auf dem sie mit ihrer Crew damals das Alien entdeckt hat, seit 20 Jahren eine menschliche Kolonie existiert. Als der Funkkontakt zu dieser Mondsiedlung abbricht, macht sich ein Trupp kerniger Marines auf, um nach dem Rechten zu sehen. Ripley lässt sich dazu überreden, sich ihren Alpträumen zu stellen und begleitet das Selbstmordkommando.   

 

Besprechung: James Cameron, der vorher mit „Terminator“ auf sich aufmerksam machen konnte, lässt es bei dieser Fortsetzung richtig krachen. Mit einem Budget von nur 18.5 Millionen Dollar entfesselt er ein fast zweieinhalb Stunden dauerndes Spektakel, das auch heute noch auf großer Leinwand für offene Münder sorgen dürfte. Der Film bietet deutlich mehr Action, Geballer und Trickeffekte als sein Vorgänger, enthält aber auch genug unheimliche und schreckliche Szenen, um seine Aufnahme bei „Hopsy“ zu rechtfertigen. Gerade im ausgedehnten Finale lässt sich der Film wirklich nicht lumpen, dreht so weit wie möglich an den Spannungsschrauben und gönnt uns obendrein ein paar weitere verstörende Einblicke in den Lebenszyklus der „Xenomorphen“

 

Die Kamerarbeit von Adrian Biddle ist toll und hat mich gerade in der Eröffnungssequent im Inneren der Narcissus an den 1979er-Alien denken lassen, auch wenn dort Derek Valint für die Kamera zuständig gewesen ist. Auch die Settings und die praktischen Effekte sind wieder sehr cool. Der Score von James Horner ist kompetent, gefällt mir aber nicht ganz so gut wie der von Jerry Goldsmith in Alien. Dafür ist Sigourney Weaver als Ellen Ripley einmal mehr die toughste bitch im Sonnenystem und wurde hier endgültig zur Ikone. Und ein weltweites Vorbild für Frauen, die in Weiblichkeit, Kompetenz und Führungsqualitäten keinen Widerspruch sehen wollen. Womöglich hat keine Figur in der Kinogeschichte Geschlechterklischees so prominent durchbrochen wie Ellen Ripley, vor allem in den tendenziell männerdominierten Genres Science-Fiction, Action und Horror.    

 

Da passt es auch, dass die härtesten Marines gegen die Aliens passen müssen. Zwar sind auch unter diesen Frauen, aber eine starke Kämpferin wie Vasquez (Jenette Goldstein) will einfach nur dem martialischen Männerklischee entsprechen: stark, hart, selbstbewusst. Ellen Ripley hingegen steht zu ihren Gefühlen von Angst, Wut, Trauer und Fürsorge. Und das macht sie am Ende besonders wirkungsvoll. 

 

Der Film hat nicht das unterschwellige psychosexuelle Verstörungspotenzial des ersten Teils, der Geschlechterkonzepte noch auf anderen, eher unbewussten Ebenen in Frage gestellt hat, und man kann auch sagen, dass Camerons Blockbuster letztlich nur die gute, alte Kleinfamilie aus Vater, Mutter, Kind retten will. Oder Androide, Mutter, Kind. Aber der Film ist dennoch mehr als ein heteronormatives Schauermärchen. Zum einen eben wegen der Figur der Ripley. Zum anderen auch, weil Aliens  auch ein bitterer Kommentar auf den Vietnamkrieg ist. Die großmäuligen Marines stehen hier für die US-Soldaten, die zwar technisch gut gerüstet sind, aber einem Gegner gegenüberstehen, der sein Gebiet kennt und organisatorisch überlegen ist. Bevor der unangenehme Gedanke aufkommt, Cameron, habe vietnamesische Kämpfer*innen mit Weltraumgezücht vergleichen wollen, hier ein Zitat von ihm: „Die Parallelen zur Kampfsituation in Vietnam sind klar: volles Rohr und nichts im Kopf!“

 

Die Ambition, einen Kommentar auf den Vietnamkrieg in dem Film abzugeben, führt allerdings auch zu einer Schwäche: Anders als die Crew im Vorgängerfilm sind mir die großspurigen und selbstherrlichen Marines ein bisschen egal. Dafür ist die Ersatzmutterrolle, die Ripley hier gegenüber einem kleinen, traumatisierten Mädchen einnimmt, bewegend. Anmerken könnte man noch, dass die Aliens durch ihr zahlreiches Auftreten ein wenig von ihrer Dämonie verlieren. Und dass ich Ripleys Transformers-Anwandlungen ganz am Ende nicht gebraucht hätte. Das sind allerdings weitgehend Einwände, die für Alien und nicht gegen Aliens sprechen sollen.

 

Trivia: Bevor ich euch mit Trivia, Hintergründen und Funfacts zu dem Film zuballere: Auf youtube finden sich schöne, ausführliche Dokus zu „The Making of Aliens“. Besonders empfehlen möchte ich die auf Netflix verfügbare Dokureihe „Filme – Das waren unsere Kinojahre“. In der dritten Staffel findet sich dort auch ein 48 Minuten langer Beitrag zu "Aliens – Die Rückkehr“. Der Dank für den Tipp geht raus an Iris!

 

IMDB: 8.4 von 10

Letterboxd-Rating: 4.2 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 4.5 von 5 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Wenzel (Donnerstag, 28 Dezember 2023 19:02)

    ich hab grad überlegt, warum ich alien so viel spannender fand als aliens. teil 2 ist da ja auch nicht ganz ohne. zum einen liegt das wohl daran, dass sich die spannung regelmäßig in satten action-szenen entlädt. zum anderen verlieren, wie du ganz richtig feststellst, die Aliens durch ihr zahlreiches Auftreten ein wenig von ihrer Dämonie. durch ihren hohen verschleiß wirken sie weniger ubermächtig. und es tritt ein gewisser gewöhnungseffekt ein. da kann man wieder an das anschließen, was du zu teil 1 über xenophobie und die angst vor dem unbekannten geschrieben hast. das mysteriösere alien, von dem relativ wenig bekannt und zu sehen ist, bietet gerade dadurch mehr projektionsfläche für ängste.

  • #2

    Anselm (Freitag, 29 Dezember 2023 12:48)

    Ja, ich denke auch, dass der erste Teil u.a. aus den genannten Gründen spannender ist. Und auch, weil man weniger weiß, was kommt. Und die Charaktere sind realistischer gezeichnet. Was die Frage mit der Projektionsfläche angeht: Gegenüber "Fremden" gibt es ja auch das Phänomen, das aus Nachbarn (Jüdinnen, Kroaten, Christinnen, Muslimen...) durch jahrelange Propaganda "Fremde" gemacht werden, und dann kommt eine Krise und es knallt.