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Alien – Das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt (mit Audio)

Nach wie vor der beste SF-Horror überhaupt 

 USA, Vereinigtes Königreich 1979        

 Regie: Ridley Scott                             

 Laufzeit: 116 Minuten

 

Handlung: Wir schreiben das Jahr 2122. Der Raumkreuzer Nostromo ist auf dem Weg zurück zur Erde, als er ein Funksignal von Zeta2 Reticuli empfängt, einem angeblich unbewohnten Himmelskörper. Da die Crew um Captain Dallas (Tom Skeritt)) und Offizier Ripley (Sigourney Weaver) verpflichtet ist, dem als Notruf interpretierten Signal nachzugehen, ändert Mutter, der Zentralcomputer der Nostromo, den Kurs und weckt die siebenköpfige Besatzung aus dem Kälteschlaf. Bei der Erkundung des fremden Planeten stößt die Besatzung auf ein verlassenes Raumschiff und findet ein paar sonderbare Eier. Eine Analyse des Signals ergibt, dass es kein Notruf, sondern eine Warnung gewesen ist. 

 

Besprechung: „Alien“ und ich hatten keinen leichten Start. Bevor ich den Film das erste Mal auf einer ausgeleierten VHS-Kassette in meinem vom Ferienjob zugelegten Videorekorder gesehen habe, hatte ich schon viel davon gehört. Jungen auf dem Schulhof oder an der Bushaltestelle hatten sich vor lauter Begeisterung nicht mehr einbekommen, ein Superlativ jagte den nächsten, und fast jeder, der den Film gesehen hatte, musste mir unbedingt die „chest-burst“-Szene vor- bzw. nachspielen. Ich war schon 18 als ich endlich dazu kam, „Alien“ zu sehen. Mittlerweile hatte ich ein paar deutlich „härtere“ Streifen geguckt und mir gleichzeitig das Wirken des fiesen Weltraummonsters schon in allen Einzelheiten mit blühender Fantasie ausgemalt. So war ich beim ersten Sehen etwas ernüchtert. Ich hatte mir das alles krasser vorgestellt.

 

Heute, nach dem x-ten Wiedergucken muss ich sagen: Dieser Film ist so gut. Das Sounddesign ist der Wahnsinn. Die Kameraführung ist hervorragend. Jeder Charakter in der Crew ist markant und interessant und glaubhaft, aber Sigourney Weaver als Officer Ripley ist eine der coolsten und gleichzeitig sympathischsten Frauen, die ich je auf der Leinwand gesehen habe. Das Innere des Raumschiffs wird besser in Szene gesetzt als alles andere, was ich davor oder danach an Raumschiff-Innenraum-Inszenierungen gesehen habe, und Gigers Alien-Design ist nicht umsonst ikonisch. Einige Szenen sind unfassbar intensiv, ihr Aufbau ist großartig, die schlichte Geschichte im Ganzen ist ebenfalls super und die Idee hinter dem Lebenszyklus des Xenomorphs wirklich inspirierend. Ja, ich komme von einem Superlativ zum nächsten, wie ein Junge auf dem Schulhof. 

 

Wenn man einen Film wie Life (2017) damit vergleicht, fragt man sich: Was ist in den letzten 40 Jahren passiert, um Schauspiel, Drehbuchschreiben und die Inszenierung von Filmen generell weiterzuentwickeln? Oder zumindest eine Rückentwicklung zu verhindern? 

 

Nachdem ich so viele Filme gesehen habe, muss ich sagen: Ich finde "Alien" heute besser als damals, als ich ein cineastisch ungebildeter Rotzlöffel war. Denn heute kann ich den Wert dieses Films vollauf anerkennen.

 

Trivia: Die erste Schnittfassung des Films war drei Stunden und zwölf Minuten lang und deutlich blutiger. Wegen negativer Reaktionen bei Testvorführungen und der Angst vor einem X-Rating kürzte Ridley Scott viele Stellen mit graphischer Gewalt.

 

Auf den ursprünglichen Zeichnungen von H.R. Giger hatten die Aliens noch Augen. Der Schweizer Künstler entschied sich für den Film dafür, auf Augen zu verzichten, um die Xenomorphen noch befremdlicher und emotionsloser wirken zu lassen.

 

Die blauen Laserlichter, die wir in der Brutkammer des Alienraumschiffs sehen, stammen von der Bühnenshow der Rockband "The Who".

 

Wer es sich immer schon  gedacht hat: Ja, die Sehnen des Alienkiefers wurden aus Kondomen hergestellt.

 

IMDB: 8.5 von 10

Letterboxd-Rating: 4.3 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 5 von 5 

 

// HOPSYS GEDANKEN

 

Das Alien wird irgendwann einmal als „Xenomorph“ bezeichnet, zu Deutsch: fremdgestaltig. Was wir nicht kennen, kann uns Angst machen. Die Angst vor dem oder den Fremden nennt sich „Xenophobie“. Welche wissenschaftlichen Erklärungen gibt es für diese Fremdenangst, die leicht in Fremdenfeindlichkeit umschlagen kann?

 

Evolutionsbiologisch wird argumentiert, dass Gemeinschaften früher bestimmte Territorien für sich beanspruchten und ihnen andere Gemeinschaften diese Territorien und die darin verfügbaren Ressourcen gewaltsam streitig machen konnten. Derartige Kämpfe lassen sich auch bei Primaten beobachten. Die Angst vor Menschen, die nicht zum eigenen Clan, Stamm oder Dorfverband zählen, würde sich demnach mit (zumindest in grauer Vorzeit) begründeten Sorgen erklären lassen. Eine andere evolutionsbiologische Erklärung verweist auf „Ekelgefühle“ gegenüber Unbekanntem und Unbekannten, die als evolutionär entstandener Schutz vor Krankheiten gedient haben könnten. (2)

 

Entwicklungspsychologische Erklärungen setzen bei der Angst von Kleinkindern vor Fremden an und verweisen darauf, dass das kulturelle Umfeld entsprechend vorhandene Anlagen fördern oder abmildern kann, je nachdem, ob Fremde und Fremdes von den Erwachsenen als furchteinflößend dargestellt wird oder nicht. (3) Dass sich fremdenfeindliche Ansichten und Handlungsmuster entwickeln können, wird maßgeblich durch frühe Erfahrungen in sozialen Beziehungen bestimmt. Die Sichtweise eines Menschen über „die Fremden“ sagt somit vor allem etwas über seine Erfahrungen mit „den Bekannten“ aus. (4) In naher Zukunft werden wir einmal auf Freuds Verständnis des „Unheimlichen“ zu sprechen kommen, das eben nicht das völlig Andere bezeichnet, sondern das Vertraute, das in die Heimlichkeit verdrängt worden ist und dann unheimlich wird, wenn wir es zu erinnern drohen.

 

Manche psychologischen Studien legen außerdem nahe, dass Menschen mit starker Orientierung an sozialer Dominanz, eher zu Fremdenangst und Fremdenfeindlichkeit neigen. (5) Auch existieren sozialpsychologische Erklärungen, die das Erzeugen eines negativen Fremdbildes mit der gleichzeitigen Erzeugung eines aufwertenden Selbstbildes in Verbindung bringen. So kann sich eine Gemeinschaft gestärkt fühlen, indem sie „die Anderen“ als schlechtere Menschen oder gar Unmenschen darstellt und ihnen eigene aggressive Impulse unterstellt. (6) 

 

Schließlich gilt es bei Fremdenfeindlichkeit zu bedenken, dass sie von politischen Gruppierungen genutzt werden kann, um Macht zu erlangen, und auch als Rechtfertigung für Privilegien, Ausbeutung oder andere Formen der Bereicherung genutzt werden kann. (7)(8)

 

Interessant finde ich die Frage, ob demokratische Gesellschaften mit freier Marktwirtschaft nicht tendenziell belohnen, nicht fremdenfeindlich zu agieren, wohingegen in autoritären Systemen ohne freie Märkte Fremdenfeindlichkeit wirtschaftlich attraktiv sein kann. Um aber nicht noch mehr Fußnoten anzuhäufen, möchte ich es damit hier und jetzt gut sein lassen.

 

(1) https://www.newscientist.com/article/mg23030680-800-the-truth-about-migration-how-evolution-made-us-xenophobes/

(2) https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rstb.2011.0165

(3) https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/fremdenreaktion/

(4) https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/30261/fremdenfeindlichkeit-und-sozialisation-in-kindheit-und-jugend/

(5) https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0147176710000039?via%3Dihub

(6) https://link.springer.com/article/10.1007/BF03204586

(7) https://profession-politischebildung.de/grundlagen/grundbegriffe/rassismus/

(8) https://www.deutschlandfunkkultur.de/psychologie-und-privilegien-die-unangenehme-wahrheit-100.html

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Kommentare: 2
  • #1

    Steffelowski (Samstag, 23 Dezember 2023 15:47)

    Absoluter Klassiker, der ganz hervorragend gealtert ist, sieht man von den Frisuren mal ab. Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht, dass der Film schon gute 40 Jahre auf dem Buckel hat.

  • #2

    Anselm (Samstag, 23 Dezember 2023 17:37)

    Der Film ist für seine Zeit auch wunderbar divers. Sogar ein Cyborg ist dabei. Die Frisuren berühren mich positiv. Meine Jugend.