Alberne Fortsetzung mit Staraufgebot
• Deutschland 2003
• Regie: Stefan Ruzowitzky
• Laufzeit: 101 Minuten
Handlung: Jo Hauser (Barnaby Matschurat) ist nicht nur ein wendiger Hobbyfussballer, sondern auch ein ambitionierter Neurochirurg. Sein jüngerer Bruder muss wegen einer Muskeldystrophie im Rollstuhl sitzen. Das motiviert den jungen Mediziner, sich der Forschungsgruppe von Professor Müller-LaRousse (Herbert Knaup) anzuschließen, die zu dem Thema forscht. Heimlich setzt man sich über ethische Standards hinweg und experimentiert hemmungslos mit synthetischen Muskeln, die in gefährlichen Selbstversuchen implantiert werden.
Besprechung: Eine typische Fortsetzung mit Dollarzeichen in den Augen: lauter, wilder, blöder. Die production values sind höher als im ersten Teil, die Riege deutscher Schauspieler*innen reicht von Heike Makatsch über August Diehl (der sich gleich zu Beginn bauernschlau selbst aussortiert) und Franka Potente (in einem so kurzen wie mau motivierten Auftritt) bis hin zu Wotan Wilke Möhring, die allesamt etwas genommen haben müssen, um a) den Vertrag für einen Film mit diesem Drehbuch zu unterschreiben und b) so zu spielen, wie sie es vor allem im letzten Drittel dieser Seifenoper tun. Nach solidem Einstieg geht es rasant bergab, so dass es am Ende schon fast wieder lustig ist, wie bierernst dieser Vollquatsch serviert wird.
Insgesamt wirkt der oft hektisch geschnittene Film wie eine halbherzige Parodie auf den ersten Teil, die aber nicht lustig ist. Die Horrorelemente wurden im Vergleich zum Vorgänger heruntergefahren, die Gewaltspitzen nicht. Hauptdarsteller Matschurat bleibt blass, Makatsch weiß nicht, ob sie nicht doch eher in einer Neuverfilmung von „Wir Kinder vom Bahnhofszoo“ gelandet ist und Wilke Möhring tobt auf Stereoiden durchs Bild. Das klingt jetzt leider unterhaltsamer als es ist, auch wenn ich beim Penis-Implantat und dem Trupp philippinischer Krankenschwerstern dann doch gute Laune bekommen habe.
Ich will nicht verschweigen, dass es Menschen gibt, die diesen Overacting-Zirkus ziemlich gut finden. Eine letterboxd-Wertung von 2.7 ist ja durchaus ordentlich. Und eine Filmkritik der evangelischen Filmzeitschrift epd-Film liest sich in Auszügen so:
„Wenn Anatomie 2 funktioniert, liegt das vor allem daran, dass der Film eigenständiger und letztlich auch erwachsener daherkommt als sein Vorgänger […] Ruzowitzkys größtes Pfund sind jedoch die jungen Schauspieler, die nicht nur zu den besten ihrer Generation gehören, sondern auch der drohenden klischeehaften Typisierung ihrer Rollen entgegenwirken.“
Urteilt selbst, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
IMDB-Rating: 5 von 10
Letterboxd-Rating: 2.7 von 5
Neft-Rating: 1.5 von 5
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