Epische und emotionale Fortsetzung
• USA 2016
• Regie: James Wan
• Laufzeit: 135 Minuten
Handlung: Diesmal reisen die Dämonologen Ed und Lorraine Warren ins nördliche London, um einer alleinerziehenden Mutter und ihren vier Kindern im Kampf mit einem Poltergeist beizustehen. Die seherisch begabte Lorraine ahnt als Erste, dass sie es mit mehr zu tun haben als einem Verstorbenen, der keine Ruhe geben will. Und dass vor allem ihr Ehemann in Lebensgefahr schwebt.
Bewertung: In meinen Augen ist das der beste Film aus dem Conjuverse. Und filmaffe.de erklärt in seiner Review des Films auch, warum (obwohl das gar nicht die Absicht war):
"Warum CONJURING 2 aber nicht an seinen ersten Teil herankommt, ist schnell erklärt: Es ist die Erwartungshaltung, die man nach CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG automatisch hat. Während dort Schockmomente im Minutentakt und verschiedenste Stilmittel (Wackelkamera, Geräusche, Action, Austreibungen) zum Einsatz kamen, beschränkt sich CONJURING 2 auf Atmosphäre und Story – echter Oldschool-Horror also."
Die Stärke des Films ist eben, dass mehr Wert auf Figurenzeichnung, Atmosphäre und Emotionen gelegt wird, als in den anderen Teilen der Reihe. Auch sind die Dialoge und Verhaltensweisen der Charaktere weniger doof und die zahlreichen Grusel- und Spukeffekte etwas eleganter inszeniert. Natürlich kann es James Wan auch hier nicht lassen, die Schreckgestalten so deutlich zu zeigen, dass sie albern wirken (ich sage nur, die Nonne und das Ölgemälde). Und auch hier muss er wieder, vermutlich mit Blick auf ein angeblich danach gierendes junges Publikum, so gut wie jede Szene mit Spannungsaufbau in einem Jumpscare aufzulösen. Das mag in den Momenten selbst teilweise effektiv sein, nutzt sich aber ab. Wenn man ein Schwert zieht, sollte man es benutzen und nicht wieder und wieder bloß damit herumfuchteln, um Eindruck zu schinden.
Ich mag die Londoner Arbeiterklasse-Familie, die hier im Zentrum steht, und kann diesen "christlichen Horror" auch deswegen hier besser ertragen. Vor allem Janet geht mir als heimgesuchtes Mädchen zu Herzen und hat ein paar wirklich starke Szenen in dem Film. Auch finde ich den britischen Akzent einfach charmant, und wenn man früh im Film "London Calling" von The Clash spielt, hat man mich sowieso schon halb im Sack.
Mich hat auch nicht gestört, dass der Film mit deutlich über zwei Stunden eigentlich zu lang ist, und am Ende noch einen Umweg nimmt, obwohl die Zeichen schon auf Sturm stehen. Tatsächlich trägt das zur Glaubwürdigkeit des natürlich hanebüchenen Films bei, der sich so fantasievoll wie melodramatisch am wahren Fall des "Poltergeists" von Enfield bedient und im Abspann noch recht wirkungsvoll mit echtem Bild und Tonmaterial auftrumpft.
Es ist einfach mein liebster Film der Reihe. Ich freue mich über die clevere Dramaturgie, über Franka Potente in einer Nebenrolle, über die schöne Szene, in der Ed Warren (also Patrick Wilson, der auch Musicalstar ist) "Can't help falling in love" von Elvis Presley singt, und auch über die Palmolive-Flasche, die bei 1 Stunde und 14 Sekunden kurz im Bild ist. James Wan liefert hier kein Meisterwerk ab, sondern kopiert seine Vorbilder handwerklich raffiniert und mit hoher Gruseldichte und bereitet so altbackene Geisterfilm-Klassiker für ein neues Publikum auf.
Kann man machen!
Trivia: James Wan wurde eine "lebens-verändernde" Geldsumme geboten, um Fast & Furious 8 (2017) zu drehen. Er entschied sich dagegen, um Conjring 2 zu machen. Auf Instagram schrieb er: "I
feel rejuvenated to tell a scary story one more time."
Um Minute 5 herum sieht Lorraine während einer Astralreise einen Geisterjungen. Dessen Erscheinung wurde nach dem umstrittenen Foto gestaltet, die der Fotigraf Gene Campbell im Amityville
"Spukhaus" gemacht haben will.
Der reale Fall des "Poltergeistes von Enfield" wurde tatsächlich von den historischen Dämonenjägern Ed und Lorraine Warren untersucht. Allerdings nur wenige Tage, während die "Society of Psychical Research in England" schon vorher und für Monate ein Team vor Ort die sonderbaren Vorkommnisse untersuchen ließ. Diese Recherche von Maurice Grosse und Guy Lyon Playfair wurde in dem Film „Unsichtbare Besucher“ (2015) fiktionalisiert.
IMDB-Rating: 7.3 von 10
Letterboxd-Rating: 3.3 von 5
Neft-Rating: 3.5 von 5
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