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Conjuring – Die Heimsuchung

Klassischer Geisterfilm für die Instagram-Generation

 USA 2013

 Regie: James Wan

 Laufzeit: 112 Minuten

 

Handlung: 1971 zieht ein Paar mit fünf Töchtern in ein altes Farmhaus in Rhode Island. Dem Hund ist es dort von Anfang an nicht geheuer. Die Familie entdeckt einen zugenagelten Kellerzugang und es klopft nachts so komisch. Nachdem der ahnungsvolle Hund gestorben ist und mehrere Geister gesichtet wurden, wendet sich die Familie an Lorraine und Ed Warren – zwei erfahrene Erforscher des Paranormalen. Und selbst die schlackern bald mit den Ohren.

 

Bewertung: Eins muss man James Wan lassen: Er hat mit Saw, Insidious und schließlich auch mit „Conjuring“ drei enorm erfolgreiche Horrorfilme inklusive etlicher Fortsetzungen und Spin Offs ins Leben gerufen. Auch Menschen, die mit Horror nichts am Hut haben, haben in den letzten Jahren wahrscheinlich von dem einen oder anderen dieser Titel gehört. Und wie so oft, wenn sich Erfolg einstellt, ist das Rezept im Grunde einfach: Man nehme bereits erfolgreiche Formate der Vergangenheit und verpasse ihnen einen neuen Anstrich. So kann man einer jungen Generation mit einer zeitgemäßen Version von Amityville Horror/Der Exorzist/Landhaus der toten Seelen/Hexensabbat/Das Schloss der verlorenen Seelen usw. usf. das Fürchten lehren. Das ist filmisch meist gut gemacht: Die Schauspieler*innen sind völlig okay, die gedeckte Farbgebung atmosphärisch, das 1970er Dekor unaufdringlich und cool und der schräge Score, der sich an Neuer Musik bedient, hörenswert und wirkungsvoll. Manchmal schreien die gruseligen Szenen inszenatorisch recht laut: „Hey, ich bin eine sehr gruselige Szene!“, damit die avisierte Zielgruppe auch wirklich von ihren Telefonen aufschaut. Aber ich bin bereit, das durchzuwinken. Der Haken ist in meinen Augen auch nicht, dass die Geschichte schon ziemlich abgelutscht ist. Sie wird nur leider teilweise so furchtbar dumm dargeboten. Zu viele Dialoge laufen so ab: „Aber wir können den Hund doch nicht draußen lassen!“ „Das passt schon, er ist ja angekettet.“ Achtet man erst einmal auf solche Gespräche, die ganze „Dämonen-Logik“ und plausibles Verhalten (macht doch einfach das Licht an, verdammt!), hat man bald zu viel zu tun, um sich zu fürchten. 

 

Für ein junges, noch nicht so seherfahrenes Publikum, das am besten noch an Gott, Teufel, Dämonen, Hexen und Geister glaubt, ist das sehr wahrscheinlich richtig gruselig. Ich bin weniger „begeistert“. Kurz: „Conjuring“ ist inszenatorisch wirklich stark und setzt durchaus auch auf Atmosphäre und langsamen Spannungsaufbau, hätte aber ein besseres Drehbuch verdient.

 

Trivia: Die Darsteller*innen von Lorraine und Ed Warren (Vera Farmiga und Patrick Wilson) besuchten zur Vorbereitung auf ihre Rolle als paranormales Paar die echte Lorraine Warren in Connecticut. Im Film hat die reale Geisterjägerin dann einen kurzen Auftritt: Beim Vortrag, den Carolyn besucht, sitzt sie in der ersten Reihe. Sie wurde übrigens damals zusammen mit ihrem Mann von den echten Perrons aus dem „verfluchten Haus“ geworfen, weil sie – anders als im Film – nicht helfen konnte. 

 

Auf den Philippinen mussten manche Kinos katholische Priester anheuern, um die Zuschauer*innen zu segnen. Manche hatten nach Besuch des Films nämlich Ärger mit einer „negativen Präsenz“.

 

Es gibt übrigens noch einen Film mit dem Titel „Conjuring“. Er stammt aus dem Jahr 1896, wurde von Filmpionier Georges Méliès gedreht und trägt den französischen Originaltitel „Séance de Prestidigitation“. Der Film, der eigentlich nur einen Zaubertrick zeigt, ist mit einer Minute recht kurz geraten, aber man muss den damaligen Aufwand bedenken und den Umstand, dass Méliès im Laufe seines Lebens über 500 Filme gedreht hat. Ungefähr 200 davon sind erhalten.

   

IMDB-Rating: 7.5 von 10

Letterboxd-Rating: 3.5 von 5

Neft-Rating: 3 von 5

 

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