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The Nun 2

Mehr Stärken, die gleichen Schwächen

 USA 2023

 Regie: Michael Chaves

 Laufzeit: 110 Minuten

 

Vier Jahre nach den Ereignissen in Rumänien lebt Schwester Irene in einem italienischen Kloster. Ihr friedliches Leben und ihre beginnende Freundschaft mit Schwester Debra werden gestört, als der Vatikan sie beauftragt eine Mordserie zu untersuchen, denn der Täter könnte ein Dämon sein, vielleicht sogar Valak! Die Suche führt Schwester Irene in ein Mädcheninternat nach Frankreich, wo sie nicht nur „Frenchie“ wiedertrifft, sondern auch die gottverdammte Horror-Nonne. 

 

Das Schwierigste am Filmemachen muss das Schreiben eines anständigen Drehbuchs sein. Nehmen wir "The Nun 2". Die Produktionswerte sind hoch, der Film sieht richtig gut aus, mir gefällt die Farbgebung, Sounddesign und Score sind konventionell aber effektiv, die Kameraarbeit cool und an den Schauspieler*innen habe ich nichts auszusetzen. Vor allem Taissa Farmiga spielt die junge Nonne glaubwürdig und mit Charisma, man folgt ihr auch hier wieder gern ins Terrain katholischen Grusels. Auch „Frenchie“ (Jonas Bloquet) ist erneut mit von der Partie und dürfte manchen Zuschauer*innen unkeusche Gedanken eingeben. Neu ist die junge Nonne Debra (Storm Reid). Sie hätte ein cooler Sidekick für Schwester Irene sein können, erhält aber zu wenig Screentime und bleibt als Charakter unentwickelt. 

 

Das Problem ist aber wieder einmal die Geschichte. Sowohl auf der Makro- wie auf der Mikroebene wirkt sie so beliebig und dümmlich wie in einem Pornofilm. Es geht nur um mehr oder weniger motivierte Aufhänger für die nächste – durchaus stark inszenierte – Gruselszene. Spannung baut sich nicht kontinuierlich auf, sondern steigt an, flacht ab, steigt an, flacht ab und wird in der Regel durch zu grelle Effekte verhunzt. Irgendwann zählt man die Scares per Minute. 

 

Die Eröffnungssequenz fasst die Qualität des Films bereits gut zusammen: tolle Inszenierung, großer Spannungsaufbau, herrlich gotisches Setting mit schicker Farbgebung. Und dann muss gleich die Nonne auftauchen und die Augen glühen lassen wie ein Erschrecker in der Geisterbahn. Und um den Sack zuzumachen, lässt sie dann mal eben einen Priester in einer Kirche verbrennen. Wie geht das? Warum kann das der Dämon? Und wieso ist er dann jahrhundertlang zu blöd, ein paar Augen zu finden? Wie soll sich die Bedrohung noch steigern, wenn der Höllenfürst gleich zu Beginn im Gotteshaus ein Feuerwerk veranstaltet? Fragen, die ich mir stelle. Fragen, die sich die Drehbuchschreiber*innen hätten stellen sollen.

 

Wie so oft bei Sequels ist die Geschichte hier komplizierter, aber nicht besser als im ersten Teil. Am Anfang braucht man eine ganze Weile, bis man versteht, wer da was wo aus welchem Grund macht. Das teilweise schwache Editing ist da keine große Hilfe und die Geschichte -- wie gesagt -- eh egal. Und spätestens als ein Mönch im "katholischen Archiv" (!) den unmotivierten Erklärbar für die Hintergrundgeschichte gibt, wünscht man sich, der Film sei noch mehr Camp, um das Ganze lachend genießen zu können.

 

Und tatsächlich: Im lezten Drittel verliert der Film alle Hemmungen und wirft sich mit Inbrunst ins B-Movie-Dickicht. Da gallopiert der Ziegenbock durchs Mädcheninternat. Da brennt die Nonne. Da röhrt der Dämon. 

 

Michael Chaves, der mit Lloronas Fluch und Conjuring 3 zwei mittelmäßige Beiträge zum Genre gedreht hat, liefert hier seine beste Regiearbeit ab, aber das Drehbuch von Ian Goldberg, Richard Naing und Akela Cooper (von der auch die Geschichte stammt) wirft eine grundsätzliche Frage auf. Warum ist es (mal wieder) so schlecht? Können es viele Drehbuchautoren nicht besser? Ist es richtig schwer, ein gutes Drehbuch zu schreiben? Funken beim Schreiben zu viele Menschen (vor allem Geldgeber) rein, so dass am Ende ein Flickenteppich als fauler Kompromiss entsteht? Oder -- und das ist meine Befürchtung -- man schreibt dummer Drehbücher, weil die scheinbar die Basis besonders erfolgreicher Filme fürs dumme Publikum sind. The Nun II hat bei einem Budget von 38 Millionen Dollar bereits jetzt 270 Millionen eingespielt. Und der erste Teil des Nonnsense hat es bei einem Einsatz von 22 Millionen sogar auf sensationelle 366 Millionen gebracht. Und das mit einem ähnlich fragwürdigen Skript. Das ist dann doch irgendwie gruselig!

 

IMDB-Rating: 5.6 von 10

Letterboxd-Rating: 2.3 von 5

Neft-Rating: 2.5 von 5

 

 

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