Standardhorror mit Migrationsthematik
• Kanada, USA 2023
• Regie: Bishal Dutta
• Laufzeit: 99 Minuten
Handlung: Samadhi ist Schülerin an einer amerikanischen High School und möchte dort von der weißen Mehrheit als ganz normales US-Girl akzeptiert werden. Sie rasiert sich die Arme, nennt sich „Sam“ und hält sich von ihrer ehemaligen besten Freundin Tamira fern, die auch aus Ostindien stammt. Auch mit dem Festhalten ihrer Mutter an traditionellen indischen Riten kann sie nicht viel anfangen. Dann beginnt Tamira seltsam zu werden und schlurft in dunklen Klamotten mit einem verschraubten Glasbehältnis durch die Schulflure. Aber sie ist nicht einfach Gothic geworden, sondern behauptet, sich einen indischen Dämon eingefangen zu haben. Sam will nichts mit dem archaischen Hokuspokus zu tun haben, aber das interessiert den Dämon natürlich nicht.
Besprechung: Interessant, dass ein Film über die Anpassung einer indischstämmigen Schülerin in den USA sich so stark an das US-amerikanische Mainstream-Horrorkino unserer Tage anpasst. Vom Sound-Design (gibt es in Hollywood eine "A quite Place" Sounddatenbank?) über die pflichtschuldig eingehaltene Drei-Akt-Struktur bis hin zu den Schock- und Gruselmomenten und der Verpflichtung das "It" am Ende dann auch ausgiebig zu zeigen. Das ist überhaupt nicht schlecht gemacht, hat durch den indischen Cast und das Thema der Zerrissenheit zwischen Tradition des Herkunftslandes und way of life der neuen Heimat auch mehr zu bieten, als ein paar schaurige Momente, aber wirklich fesseln konnte mich der Film nicht. Ich denke, das liegt an vier Dingen:
1. Ich fand die Hauptfigur Samadhi nicht besonders interessant oder sympathisch.
2. Ihre kulturelle Zerrissenheit wird mehr behauptet als erfahrbar gemacht.
3. Die Stilmittel des Films habe ich schon hunderte Male gesehen, nicht selten auch besser eingesetzt.
4. Ich hatte Kopfschmerzen während des Kinobesuchs.
Gut fand ich, dass der Film sich nicht gezogen hat, dass ich die Nebenfiguren mochte, dass der Dämon/das Monster ganz cool aussieht und dass ich Appetit auf indisches Essen bekommen habe.
Meine Lieblingssequenz gruppiert sich aber um das Rauchen eines Joints.
Trivia: Die Hauptdarstellerin Mega Suri kennt man vielleicht aus der heiter-besinnlichen Netflix-Teenie-Serie „Never have I ever“, in der sie die Aneesa spielt. Den fleisch- und seelenfressenden Dämon Pischacha aus dem altindischen Epos Mahābhārata, dessen Name sich nach drei Glas Rotwein übrigens auch nicht leichter aussprechen lässt. Tiefere Einblicke in die übelwollende Wesenheit, von der es unglücklicherweise etliche gibt, bietet die (in der eigenen Wahrnehmung) wahrscheinlich hochseriöse Spiritual Research Foundation:
Laut der Foundation ist die relative spirituelle Kraft dieses Geistes, vom dem ich dachte, er sei ein Dämon, 10.000 und etwa 4 Prozent der Weltbevölkerung werden heutzutage durch einen Pischacha beeinflusst oder sogar beherrscht. Das erklärt so Einiges. Über die Unterscheidung von Geistern und Dämonen müssen wir ein anderes Mal reden, spätestens, wenn wir uns mit dem Conjuverse befassen.
P.S.: Ich gebe dem Film 2.5 Sterne, aber eine Freundin, die mit mir im Kino war, hat sich ein paar Mal gegruselt, konnte – sehr wahrscheinlich auch wegen eigenem Migrationshintergrund – mit Samadhi mehr anfangen, und würde 3.5 Sterne gegeben, also gibt es hier 3. Auch weil es ein Regiedebüt ist.
IMDB-Rating: 5.3 von 10
Letterboxd-Rating: 2.5 von 5
Neft-Rating: 3 von 5 (mit einem zugedrückten Auge)
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Yvonne Morris (Montag, 06 November 2023 17:42)
Neft-Rating....3 von wieviel?
Anselm (Montag, 06 November 2023 17:44)
3 von 5. Ist bei mir immer wie bei letterboxd.